Rostock (pm) – 75-80 Prozent aller CO2-Emissionen entstehen in Städten. Eine Studie hat jetzt am Beispiel der Stadt Rostock die Klimawirkung von Flächennutzungen im urbanen Bereich bilanziert. Demnach können urbane Waldflächen größere CO2-Mengen aufnehmen, allerdings reichen schon kleine Flächen trocken gelegter Moore aus, um diese CO2-Senke aufzuzehren. Die Autorinnen der Studie schlagen Maßnahmen vor um Klimaschutzbelange bei der Ausweisung von Bauland stärker zu berücksichtigen.
Unter dem wachsenden Bedarf an Wohn- und Gewerbeflächen sehen sich viele Städte unter Druck, neue Siedlungs- und Verkehrsflächen auszuweisen. Wenn dabei Natur- oder Landwirtschaftsflächen umgewidmet werden, hat das unweigerlich Folgen fürs Klima. In der Stadt Rostock hat das Amt für Umwelt- und Klimaschutz zusammen mit der Universität Rostock jetzt bilanziert, wieviel Treibhausgase aus der bestehenden Flächennutzung und der Inanspruchnahme neuer Flächen emittiert werden. Dazu verschnitten die Autorinnen kommunale Flächennutzungsdaten mit Emissionsfaktoren aus dem Nationalen Inventarbericht für Treibhausgase. Die Studie weist Emissionsquellen und Einsparungspotentiale der kommunalen Flächenpolitik aus, die auch für andere Städte relevant sein dürften.
Die Ergebnisse überraschten die Autorinnen der Studie: „Rostock gehört mit 5.100 ha baumbestandener Fläche zu den größten Waldbesitzern Deutschlands. Wald ist innerhalb des Flächennutzungssektors eine wichtige CO2-Senke. Wir haben daher angenommen, dass wir mit dem Flächennutzungssektor einen Teil von Rostocks Emissionen aus Siedlung und Verkehr kompensieren könnten“, sagt Dr. Franziska Koebsch, Wissenschaftlerin an der Universität Rostock. In der Bilanz legt die Rostocker Gebietsfläche einschließlich aller Wälder, Landwirtschafts- und Siedlungsflächen jährlich aber nur 2.900t CO2 fest – gemessen an den städtischen Gesamtemissionen ist das verschwindend gering. Das liegt vor allem an Rostocks trockengelegten Mooren. 600 ha Moore wurden in der Vergangenheit entwässert, um Flächen zu bebauen oder sie land- oder forstwirtschaftlich nutzen zu können. Die Eingriffe sind zwar größtenteils schon Jahrzehnte her, aber so lange diese Moore nicht wiedervernässt werden, stoßen sie dauerhaft hohe Mengen an Treibhausgasen aus. Gerade einmal 3 Prozent beträgt der Anteil trocken gelegter Moore an Rostocks Stadtfläche, aber rechnerisch sind für die Kompensation der entstehenden Emissionen 4.200 ha Waldfläche nötig. Da bleibt nicht mehr viel für die Kompensation von Emissionen aus technischen Bereichen.
Die Autorinnen der Studie sind sich einig: Am effektivsten lassen sich Klimaschutzbelange in Städten durch die Umsetzung technischer Maßnahmen etwa im Bereich Siedlung und Verkehr realisieren. Dort, wo Menschen dicht an dicht wohnen, wo sie wirtschaften und mobil sind, wird das meiste CO2 aus der Verbrennung fossiler Energien freigesetzt. Dennoch: „Klimaschutz ist eine Querschnittssaufgabe und muss in allen Politikfeldern verankert werden“, konstatiert Ulrike Huth, Mitarbeiterin am Rostocker Amt für Umwelt- und Klimaschutz. Für die kommunale Flächenplanung hieße das konkret: Der Schutz von Mooren und Waldflächen vor Bebauung, mehr Bäume im Innen- und Außenbereich von Städten sowie eine generell flächensparende Bauweise um den Druck auf klimarelevante Ökosysteme zu mindern. Diese Maßnahmen senken nicht nur die CO2-Emissionen, sie zahlen sich auch für Stadtbewohner aus: durch ein verbessertes Stadtklima, saubere Luft und mehr Artenvielfalt.
Link zur Studie: https://bodenschutzdigital.de/ce/klimaschutzbelange-in-der-kommunalen-siedlungsflaechenpolitik/detail.html
Pressemitteilung: Universität Rostock