19. April 2024

Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung 2019

Düsseldorf (pm) – Zum 16. Mal hat der Industrieverband Feuerverzinken den mit 15.000 Euro dotierten Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung verliehen. Auch im Jahr 2019 wurden, der 30-jährigen Tradition des Preises folgend, herausragende Projekte ausgezeichnet, die den Beitrag von feuerverzinktem Stahl für die Baukultur und die Gestaltung der Lebenswelt unterstreichen. Die Mehrheit der 48 Einreichungen und vor allem die ausgezeichneten Projekte zeigen das breite Anwendungsspektrum von feuerverzinktem Stahl und die Relevanz des Feuerverzinkens unter dem immer wichtiger werdenden Postulat der Wiederverwendbarkeit und Nachhaltigkeit, aber auch seine wachsende ästhetische Bedeutung.

Eine unabhängige Jury bestimmte die Preisträger. Der Jury gehörten an:

– Dr. Klaus Fockenberg, Redaktion metall-markt.net, Geretsried
– Burkhard Fröhlich, Redaktion DBZ Deutsche BauZeitschrift, Gütersloh (Juryvorsitzender)
– Holger Glinde, Chefredakteur „Feuerverzinken“, Düsseldorf
– Mark Huckshold, Geschäftsführer Industrieverband Feuerverzinken e.V., Düsseldorf
– Katja Pfeiffer, pfeiffer sachse architekten bda, Berlin (Verzinkerpreisträger 2017)
– Ines Mansfeld, Redaktion DETAIL, München
– Julian Schoyerer, Schoyerer Architekten Syra, Mainz (Verzinkerpreisträger 2017)
– Dr. John-Thomas Siehoff, Chefredakteur M&T, Köln
– Angelika Summa, Bildhauerin, Würzburg (Verzinkerpreisträger 2017)

Die Jury vergab in der Kategorie Architektur einen ersten, einen zweiten und zwei dritte Preise. In der Kategorie Metallgestaltung wurden ein erster und ein zweiter Preis verliehen. Kategorie-übergreifend wurden zwei Anerkennungen für Projekte vergeben, die durch ihre herausragende Nachhaltigkeit beeindruckten.

 

  1. Preis Architektur:

Projekt: taz-Neubau, Berlin

Preisträger: E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA Architekten, Zürich

Erster Preis Architektur: Das neue TAZ-Gebäude in Berlin von E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA SIA Architekten mit feuerverzinkter Fassade. (Foto: Rory Gardiner)

Kommentar der Jury: Der Neubau der taz vermittelt in seiner Ecklage an der Friedrichstraße zwischen dem traditionellen Berliner Block und den Bauten der IBA-Zeit. Die Gebäudehülle des Hauses tritt als Netzstruktur mit französischen Balkonen in Erscheinung. Sie umspannt den Neubau und verleiht ihm seine Leichtigkeit. Der programmatische Ansatz der Netzstruktur, in der alle Teile gleich viel leisten müssen und nur im Zusammenspiel Stabilität erreicht werden kann, führt zu einem System ohne Hierarchie. Die architektonische Anmutung des Hauses wird so Struktur und Sinnbild der Organisation zugleich. Die Büroflächen ermöglichen unterschiedliche Arbeitsformen mit Werkstattatmosphäre. Im Zentrum des Hauses liegt die Treppenskulptur. Sie schafft als vertikale Fußgängerzone Begegnungsorte des informellen Austauschs. Der Baustoff für die hochelegant-filigrane und zeitlose Fassade inkl. Treppenkonstruktion aus Gitterrosten, Welldrahtfüllungen der Balkone und Treppengeländer ist feuerverzinkter Stahl. Der taz-Neubau überzeugt als zeitlos hochelegantes und nachhaltiges Projekt.

 

  1. Preis Architektur:

Projekt: Feuerwehrzentrum Köln – Kalk

Preisträger: Knoche Architekten BDA, Leipzig

Schrag Fassaden GmbH, Chemnitz

Zweiter Preis Architektur: Feuerwehrzentrum Köln-Kalk von Knoche Architekten BDA und Schrag Fassaden GmbH. (Foto: Frauke Schumann)

Kommentar der Jury: Das Feuerwehrzentrum Köln-Kalk überzeugte die Jury als kraftvolles, markantes Gebäudeensemble, das gleichermaßen städtebaulichen Zielvorstellungen und funktionalen Erfordernissen gerecht wird. Ziel der Architekten war es, mit dem Baukörper eine selbstbewusste Präsenz und einen zeitgenössischen Baustein im heterogenen Stadtraum zu entwickeln, der eine der Gebäudenutzung angemessene Einfachheit mit einem hohen gestalterischen Anspruch verbindet. Die Fassadenbekleidung aus feuerverzinktem Stahl mit gestaltbildenden, vertikalen Lisenen verleiht dem technischen Gebäude wie selbstverständlich eine angemessene Ausstrahlung. Die gewählte Materialität steht für Robustheit, technische Solidität und Beständigkeit und somit auch für die Werte und das Selbstverständnis einer Berufsfeuerwehr. Die Arbeit überzeugte im Hinblick auf den hohen Anspruch an Architektur gleichermaßen wie durch die spannungsvolle Gliederung der Fassade mit den feuerverzinkten Oberflächen, den horizontalen Bändern und vertikalen Gliederungsprofilen.

 

 

  1. Preise Architektur

 

Projekt: Erweiterungsbau Kunstmuseum Basel, Basel, Schweiz

Preisträger: Christ & Gantenbein AG, Architekten ETH SIA BSA, Basel

Dritte Preise Architektur: Erweiterungsbau Kunstmuseum Basel von Christ & Gantenbein AG, Architekten ETH SIA BSA. (Foto: Stefano Graciani)

Kommentar der Jury: Der Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel ist als Ausstellungs- Aufbewahrungs- und Veranstaltungsort konzipiert. Durch den Einsatz weniger, gezielt eingesetzter Materialien und Oberflächen erschaffen die Architekten beeindruckende und archaisch anmutende Außen- und Innenräume, die der Kunst einen angemessenen Rahmen geben – grauer Backstein für die reliefierte Fassade, Carrara-Marmor für den Fußboden und grauer Rauputz an den Wänden im Treppenhaus und den Erschließungsräumen mit feuerverzinkten Fensterläden, Türen, Wandverkleidungen, Möbeln und Leuchten aus feuerverzinktem Stahl kombiniert. Diese ungewöhnliche Verwendung von industriell gefertigten feuerverzinkten Elementen zusammen mit hochwertigen Materialien lässt eine harmonische Einheit im grauen Farbspektrum entstehen und setzt zugleich selbstbewusste Akzente. Der Baustoff feuerverzinkter Stahl steht dabei für die neue zukunftsgerichtete Perspektive, die das Kunstmuseum Basel durch seinen Erweiterungsbau erfährt.

 

 

Projekt: Probebühnen/Werkstätten Landestheater Salzburg

Preisträger: Architekturwerkstatt Zopf, Salzburg

 

Kommentar der Jury: Die Proberäume des Salzburger Landestheaters, bislang über die Stadt verteilt, wurden in einem Zubau zum bereits bestehenden Werkstätten-Trakt des Theaters vereinigt. Die Fassade des Zubaus besteht aus feuerverzinkten Stahltafeln, die mit ihrer diffus schimmernden Erscheinung die Probebühnen in den Straßenverkehr einbinden. Der Neubau ist innen als Abbild des Landestheaters erkennbar. Verschachtelte Räume bilden ein introvertiertes Raumgefüge mit Kommunikationszonen. Schwarz lasierter Sichtbeton steht den verzinkten Elementen gegenüber. Für die Ausführung der „Stiegen“-Geländer kamen wie für die Fassade stückverzinkte Platten zum Einsatz. In Summe entstand ein schlüssiges Gesamtkonzept, dessen Äußeres gemeinsam mit der funktionalen Innenraumgestaltung die einfache Ästhetik der Werkstatt als Gegenpart dem prachtvolleren Haupthaus des Landestheaters gegenüberstellt.

 

  1. Preis Metallgestaltung

Projekt: Warte Haus, Landshut Bismarckplatz

Preisträger: Max Otto Zitzelsberger Architekt, München

Erster Preis Metallgestaltung: Warte Haus Ensemble, Landshut von Max Otto Zitzelsberger. (Foto: Sebastian Schels)

Kommentar der Jury: Das „Warte Haus“, eine Bushaltestelle mit frei daneben gestelltem Uhrenturm, wirkt mit seiner klaren und präzisen Konstruktion und seiner eleganten Erscheinung wie eine minimalistische Skulptur, die den Bismarckplatz in Landshut künstlerisch akzentuiert. Die Dimensionen und die Leichtigkeit der Machart bieten die Gewähr, dass sich beide Stadtmöbel gut in das Erscheinungsbild der Umgebung integrieren, ohne sich in den Vordergrund drängen zu wollen. Haltestelle und Uhrenturm bestehen aus feuerverzinktem Stahl. Die einfache und logische Grundstruktur beider Bauten ist eine serielle, logische Wiederholung, ohne jede überflüssige Zutat. Alle metallenen Bauteile sind miteinander verschraubt und mit dunkelrotem Eisenglimmerlack, der mit dem Pinsel aufgetragen wurde, lackiert. Dem Architekten ist es mit dem „Warte Haus“ gelungen, „hochindustrialisierte Methoden und solche des klassischen Handwerks zu einer Einheit zu verschmelzen und dem prominenten Platz der mittelalterlichen Stadt Landshut wieder ein bisschen urbane Noblesse zurückzugeben“.

 

 

  1. Preis Metallgestaltung

Projekt: Fitnessstudio Balboa im Viadukt, Zürich

Preisträger: Helsinki Zürich Office GmbH, Zürich

Zweiter Preis Metallgestaltung: Fitnessstudio Balboa im Viadukt, Zürich von Helsinki Zürich Office GmbH. (Foto Daniel Erne)

Kommentar der Jury: „CrossFit ist ein neuer Fitnessstudiotrend, der ganzheitlich Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Körperbeherrschung trainiert. Auf komplizierte Trainingsgeräte verzichtet der Sport. Entsprechend klein können die Studios ausfallen. Die neue Balboa-Filiale in Zürich kommt mit gerade einmal 160 Quadratmetern auf eineinhalb Geschossen aus. Untergebracht sind die Räume im sogenannten „Viadukt“, einer historischen Eisenbahnbrücke, deren steinerne Bögen für Einzelhandelsflächen nutzbar gemacht wurden. Helsinki Zürich Office übersetzte den rauen Charakter des Sportes in ein authentisches Interieur. Der felsigen Kulisse des Viaduktes wurde nur ein einziges Material gegenübergestellt: feuerverzinkter Stahl. Er dient als Treppe sowie für alle Wandscheiben und Armaturen des Umkleide- und Dusch-Bereiches und wurde nicht nur als eine robuste und pflegeleichte Lösung ausgewählt, sondern viel mehr wegen seines optisch spannenden, energetischen Charakters.

 

Anerkennungen für Nachhaltigkeit

 

Projekt: Design Hostel, Warnemünde

Preisträger: Holzer Kobler Architekturen, Berlin

Anerkennungen Nachhaltigkeit: Design Hostel, Warnemünde von Holzer Kobler Architekturen. (Foto: Jan Bitter)

Kommentar der Jury: Mit seinem Entwurf für das Design Hostel in Warnemünde greift das Architekturbüro Holzer Kobler Architekturen die Themen Nachhaltigkeit durch Upcycling und Gestaltung im Industriecharme auf. Das Gebäude aus 63, versetzt gestapelten Überseecontainern verhilft den Containerboxen zu einem zweiten Leben und spiegelt das maritime Umfeld an der Mole wider.

Die Basis des fünfstöckigen Container-Bauwerks mit feuerverzinkten Stahlrahmen bildet ein Sockel aus Stahl, Beton und Glas. Die 25 qm großen, farbig lackierten Überseecontainer bieten Weltenbummlern eine temporäre Unterkunft. Samt Ausblick auf Hafengeschehen und Horizont symbolisieren sie das heutige, nomadisch geprägte Lebensgefühl. Die Jury erkennt das nachhaltige Konzept der Architekten lobend an und würdigt die Zweitverwendung der Überseecontainer und das System der flexiblen, modularen Bauweise mit der Möglichkeit der späteren Weiterverwendung des dauerhaften Baustoffes feuerverzinkter Stahl.

 

 

Projekt: staub & teer Fahrradladen, Köln

Preisträger: Bel Sozietät für Architektur, Köln

Anerkennungen Nachhaltigkeit: staub & teer Fahrradladen, Köln von Bel Sozietät für Architektur.

Kommentar der Jury: Mit einem minimalen Budget für den Komplettausbau eines 100 qm großen Ladenlokals, realisierte Bel Sozietät für Architektur einen Fahrradladen, der sich zu einem lokalen Treffpunkt entwickelt hat. In den Bestandsbau mit gering vorhandenen räumlichen Qualitäten, haben die Architekten eine Abfolge unterschiedlicher Räume geschaffen. Dies geschah durch den Einsatz von feuerverzinkten Stahlblechen sowie des feuerverzinkten Konstruktionssystems „EURO-Schalung“ in einer zweckentfremdeten Ausführung. Das System dient nun gleichzeitig als Wand, Raumteiler, Vertäfelung, Türe, Theke und Regal, und ist restlos rückbaubar. Da beim Umbau des Systems kein Materialverlust entstand, kann dieses weiterhin flexibel ab- und umgebaut sowie in den ursprünglichen Zustand rückgeführt werden. Der sensible, nachhaltige Umgang sowohl mit Materialien als auch mit finanziellen Mitteln, wird von der Jury lobend anerkannt und ist ein Musterbeispiel für ressourcenschonende Werkstoffkreisläufe.

Pressemitteilung: Industrieverband Feuerverzinken e.V. / Institut Feuerverzinken GmbH