Münster (pm) – Wie schön es auf dem Land und in den Dörfern ist, zeigt der Deutsche Landbaukulturpreises auch in diesem Jahr wieder eindrucksvoll. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner überreichte am 12. Februar 2019 in Berlin die Preise des angesehenen Architektur-Wettbewerbs. Der Hauptpreis geht an die Hofstelle Stiegler im mittelfränkischen Cadolzburg.
Die Fachjury unter dem Vorsitz von Heiner Farwick, dem Präsidenten des Bundes Deutscher Architekten, hatte die Qual der Wahl und musste aus mehr als 80 Bewerbungen auswählen. Am Ende standen sieben Neu- oder Umbauten auf dem Land, die bei der Preisverleihung heute mit dem Deutschen Landbaukultur-Preis bzw. einer besonderen Anerkennung ausgezeichnet wurden. Farwick hob hervor, die preisgekrönten Bauten belegten auf herausragende Weise, wie vielfältig, stilsicher und ansprechend auf dem Land gebaut werde.
Der Hauptpreis
Die Ausgangslage war verheerend: Bei einem Großbrand 2014 war die Hofstelle der Familie Stiegler mit den historischen Gebäuden mitten in Gonnersdorf, einem kleinen Dorf in Mittelfranken, fast völlig zerstört worden. Nur die alte markante Schmiede aus Sandstein blieb stehen. Für Landwirt Fritz Stiegler und seine Dürschinger Architekten eine große Herausforderung.
Der Wiederaufbau des landestypischen Dreiseitenhofes sei aufs Vortrefflichste gelungen, befand die Jury des Deutschen Landbaukulturpreises. Ein hervorragendes Beispiel, dass funktionales und modernes Bauen mit regionalen Materialien und dem Anspruch an ein gefälliges und harmonisches Erscheinungsbild möglich ist. Das Hofensemble des Betriebes Stiegler mit Schwerpunkt Haselnussanbau wirkt heute wieder, als ob alle Gebäude schon immer da gewesen wären. Das war der Jury den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis wert.

Gonnersdorf, Landkreis Fürth/ Mittelfranken
Ein Großbrand zerstörte sämtliche Hofgebäude, bis auf die alte Schmiede. Nach Urteil der Jury ein herausragendes Projekt: Die Neubauten aus Holz und Naturstein sind zusammen mit der markanten Schmiede zu einem Blickfang mitten in Ortslage geworden.
Bauherr: Fritz Stiegler, Cadolzburg, Ortsteil Gonnersdorf
Architekt: Dürschinger Architekten, Fürth © Deutscher Landbaukultur-Preis
Die Auszeichnungen
Ausgezeichnet mit 4.000 Euro wurde der Kienzlerhansenhof, ein Einzelhof in einem reizvollen Schwarzwälder Hochtal auf fast 1.000 Meter Höhe. Mit viel Fingerspitzengefühl, der Liebe zum Detail und handwerklicher Restaurierungskunst ist dort die Renovierung des denkmalgeschützten Hofes von 1591 hin zu einem traditionellen Gebäude mit moderner Nutzung gelungen.

Schönwald im Schwarzwald /BadenWürttemberg
Umsichtige und sorgfältige Restaurierung eines denkmalgeschützten, ursprünglich 1591 erbauten Hofes, die eine moderne Nutzung in einem traditionellen Gebäude ermöglicht.
Bauherr: Gössel + Kluge GbR, Schönwald
Architekten: Gössel + Kluge
Generalplaner GmbH, Stuttgart © Deutscher Landbaukultur-Preis
In Viechtach im Landkreis Regen steht in einer Einzellage am Waldrand ein neues, altes Austrags bzw. Altenteilerhaus. Bauherren und Architekt haben hier aus einem seit Jahrzehnten leerstehenden Gebäude wieder ein ansprechendes Wohnhaus mit einer Kombination von Holz, Beton, Glas und Granit geschaffen. Auch hier verlieh die Jury eine Auszeichnung.

Viechtach, Landkreis Regen
Unkonventionelle Rettung einer seit 1963 leer stehenden Ruine: Holzblockbau mit Granitsockel, gemauertem Stall und Scheune aus Holz. Sanierung mit Beton und Glaselementen.
Bauherren: Hauspaten Bayerwald KG, Viechtach
Architekten: Peter Haimerl, München © Deutscher Landbaukultur-Preis
Eine weitere Auszeichnung in Höhe von 4.000 Euro erhielten heute Christian und Dietmar May aus dem unterfränkischen Junkershausen zusammen mit ihren Architekten für Konzept und Bauausführung eines neuen Wirtschaftsgebäudes. Sie bauten einen ökologischen Sauenstall in Vollholzbauweise mit Außenauslauf für die Tiere. Die Jury lobte v.a. die vorbildliche Ausgestaltung und Kombination mit Hecken, begrüntem Dach und Besucherplattform.

Junkershausen, Unterfranken
Neubau eines ökologischen Sauenstalls in Vollholzbauweise mit Außenauslauf. Teilaussiedlung 500 m südlich vom Ort nach Großbrand.
Bauherren: Christian und Dietmar May, Junkershausen
Architekten: Holger Fenchel, Meiningen; Landschaftsbüro Pirkl-Riedel-Theurer, Traisa; Wolf System GmbH, Osterhofe © Deutscher Landbaukultur-Preis
Einen Preis erhielt auch ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes und im Fachwerkstil errichtetes Heuerlingshaus im münsterländischen Lengerich. Die Jury würdigte die behutsame Modernisierung mit Rücksicht auf den ursprünglichen Charakter des Hauses und die Nachbarschaft zu einer alten Wassermühle sowie einem Gutshof mit Gräfte.

Lengerich / Nordrhein-Westfalen
Ende des 19. Jahrhunderts errichtetes Fachwerkensemble für eine Heuerlingsfamilie bestehend aus Wohnhaus, Scheune und Stall. Heute ausschließlich Wohnnutzung.
Bauherr: Gerd Ripken, Lengerich
Architekt: Sebastian Deeken, Berlin © Deutscher Landbaukultur-Preis
Die Anerkennungen
Dass Bauten nicht spektakulär sein müssen, um prämiert zu werden, beweist die Anerkennung, die die Jury des Deutschen Landbaukulturpreises an Anette und Konrad Mockenhaupt sowie Caroline Giese aussprach. Am Ortsrand von Schürdt im Landkreis Altenkirchen in Rheinland-Pfalz bauten sie einen alten Fruchtspeicher zu einem schönen funktionalen Gebäude um mit Räumen für Mitarbeiter, Verwaltung und Vermarktung des ökologisch wirtschaftenden Betriebes.

Schürdt, Landkreis Altenkirchen / RheinlandPfalz
Umbau eines ehemaligen Fruchtspeichers zu Mitarbeiter- und Veranstaltungsräumen und einem zentralen Büro für die regionale Vermarktung.
Bauherren: Anette und Konrad Mockenhaupt, Caroline Giese, Schürdt
Architekten: Max und Jakob Giese, Gehlert © Deutscher Landbaukultur-Preis
Wie barrierefreies Wohnen in einem neuen Altenteilerhaus eines alten Hofes gelingt, zeigt der Bau des Altenteils Rückamp im westfälischen Enniger. Auch hier ist die Einbindung des neuen Gebäudes in ein vorhandenes regionaltypisches Ensemble so gut gelungen, dass die Jury dies für preiswürdig befand. Die Anerkennungspreise sind mit jeweils 2.000 Euro dotiert.

Enniger, Kreis Warendorf / Münsterland
Neubau eines vom Hof getrennten barrierefreien Altenteils: Der Einzelhof mit dem regional-typischen Klinker und das Altenteilerhaus mit gefalteter Dachlandschaft ergänzen sich dem Votum der Jury zufolge optimal zu einem harmonischen Hofensemble.
Bauherr: Wilhelm Schulze Rückamp, Enniger
Architekt: Thomas Hartmann, Telgte © Deutscher Landbaukultur-Preis
Pressemitteilung: Stiftung LV Münster