Berlin/Frankfurt a.M. (pm) – Der Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik verzeichnete im Jahr 2023 eine Umsatzsteigerung von 6,8 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Unternehmen im Wirtschaftsbereich haben im Jahr 2023 80,3 Mrd. Euro erwirtschaftet. In der Detailbetrachtung des zeigte sich eine unterschiedliche Marktentwicklung in den einzelnen Segmenten. Während der Bereich Heizung, Lüftung, Klima und Gebäudeautomation von einem deutlichen Umsatzwachstum profitierte (+ 11,9%), musste der Sanitärsektor signifikante Rückgänge hinnehmen (-1,9%).
Trotz der Verunsicherung vieler Eigenheimbesitzer durch die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hat sich der Bereich Heizung im Jahr 2023 als klarer Umsatztreiber erwiesen. Die positive Entwicklung in diesem Segment wurde maßgeblich durch staatliche Förderungen sowie den Wunsch der Eigenheimbesitzer nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und reduzierten Energiekosten beeinflusst.
Im Gegensatz dazu hat sich der Sanitärbereich im Jahr 2023 deutlich schwächer entwickelt. Angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten haben viele Auftraggeber entschieden, Maßnahmen im Bad entweder zu verschieben oder ganz darauf zu verzichten.
Unternehmens- und Beschäftigungsentwicklung
Dem Wirtschaftsbereich lassen sich für das Jahr 2023 insgesamt 49.500 Unternehmen zuordnen. Die Anzahl der Beschäftigten ist im Zeitverlauf stetig gestiegen und lag im Jahr 2023 bei 546.000 Mitarbeitern. Damit waren 13.000 mehr Beschäftigte im Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik tätig als noch im Jahr 2020. Für das laufende Jahr 2024 wird von leicht steigenden Beschäftigtenzahlen ausgegangen.
Prognose für 2024
Für das Jahr 2024 präsentiert sich der Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik vor einem schwierigen Marktumfeld. Sowohl im Wohn- als auch im Nichtwohnbau sind erhebliche Rückgänge im Neubau zu verzeichnen. Zudem sinkt die Nachfrage beim Heizungsaustausch, was insbesondere auf die Vorzieheffekte der vergangenen Jahre zurückzuführen ist. Viele Sanierer haben Heizungsmodernisierungen vorgezogen.
Bereits im ersten Halbjahr 2024 ist ein deutlicher Absatzrückgang im Bereich der Wärmeerzeuger zu beobachten. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzrückgang im Heizungssektor von -4,7 % (Inland und Ausland) im Vergleich zum Vorjahr angenommen. Für den Inlandsabsatz wird mit einer negativen Entwicklung in Höhe von -4,4 % gerechnet. Diese Zahlen beinhalten Preissteigerungen, wodurch der reale Umsatz voraussichtlich weitaus schlechter ausfallen wird.
Positive Impulse zeigen sich im Sanitärbereich. Erste Anzeichen deuten auf vermehrte Sanierungsaktivitäten im Badbereich hin. Aufgeschobene Maßnahmen werden derzeit nachgeholt. Die Umsatzerwartung für das Jahr 2024 im Sanitärbereich beträgt +0,3 % (Inland und Ausland) im Vergleich zum Vorjahr, während für das Inlandsgeschäft ein leichtes Umsatzwachstum von +0,6 % erwartet wird.
Insgesamt wird für den Wirtschaftsbereich Haus- und Gebäudetechnik eine negative Umsatzentwicklung von -3,0 % (Inland und Ausland) im Vergleich zum Jahr 2023 prognostiziert.
„Die Branche steht vor der bedeutenden Herausforderung, sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen. Wir müssen einerseits die Verunsicherung der Verbraucher infolge der Novellierung des GEG abbauen und andererseits die erheblichen Auswirkungen der schwachen Neubaukonjunktur auf die Haus- und Gebäudetechnik bewältigen. Es ist entscheidend, jetzt neue Wege zu finden, um zukünftige Entwicklungen positiv zu gestalten“, betont Jens J. Wischmann, Geschäftsführer von VdZ und VDS.
Unsere aktuelle Grundlagenstudie #germanbathrooms zeigt deutlich, wie groß der Sanierungsbedarf im privaten Bereich aufgrund der Überalterung der deutschen Bäder ist. 18 % der Bäder in Deutschland sind sogar dringend renovierungsbedürftig – das sind anteilig rund 7 Mio. Bäder*. Mehr als jeder vierte Wohneigentümer (27 %) rechnet für die nächsten Jahre mit einer Badezimmer-Renovierung – bei den seit 35 Jahren nicht mehr renovierten Bädern ist es jeder zweite (52 %). Die Nachfrage wird also anziehen. Auch der dringende Bedarf an neuen, altersgerechten Bädern und der Wunsch nach mehr Wohnqualität im Badezimmer sind zentrale Themen, von denen Impulse für den Sanierungsmarkt zu erwarten sind“, so Jens J. Wischmann weiter“.
*(Datenbasis Microsensus von 2022; Anzahl der Privathaushalte in Gebäuden mit Wohnraum, ohne Wohnheime: 39,3 Mio.)
Die Haus- und Gebäudetechnik in Europa
Im europäischen Vergleich war das Umsatzvolumen in Deutschland mit 80,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 mit Abstand am höchsten. Gefolgt von Frankreich (37,4 Mrd.) und dem Vereinigten Königreich (30,2 Mrd.). In den meisten europäischen Märkten konnten die Umsätze im Jahr 2023 gesteigert werden.
Für das laufende Jahr 2024 wird für die meisten europäischen Märkte ein Rückgang der Nachfrage prognostiziert. Die Abkühlung der Baukonjunktur ist auch hier die Ursache. In Dänemark, Österreich und Italien wird die Nachfrage dabei stärker zurückgehen als in Deutschland. Leicht positive Impulse sind in Spanien und Großbritannien zu erwarten.
Quelle: VdZ e.V. – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie