
Hamburg (pm) – Im Stadtteil Hamburg-Ottensen (Bezirk Altona) entsteht ein Vorbild für
moderne Stadtentwicklung: Auf insgesamt 8,5 Hektar, einer Fläche von zwölf Fußballfeldern,
führen vier Projektentwicklungsgesellschaften aus Hamburg und Düsseldorf Wohnen und Arbeiten
in direkter Nachbarschaft zusammen. Zwischen der Friedensallee im Süden, Bahrenfelder
Kirchenweg (Westen), Gasstraße (Norden) und dem Hohenzollernring (Osten) entstehen in den
kommenden Jahren etwa 1.200 Wohnungen, Gewerberäume für rund 30 lokale
Handwerksbetriebe und Dienstleister sowie Büros für mehr als 1.500 Beschäftigte. Neben frei
finanzierten Miet- und Eigentumswohnungen sind bis zu 400 öffentlich geförderte Wohnungen
vorgesehen („Hamburger Drittelmix“). Innovative Stadtplanung verbindet Wohnungsbau „Rücken
an Rücken“ mit den Werkstätten kleiner lokaler Betriebe und integriert soziale Einrichtungen wie
Kindertagesstätten. Der Baubeginn soll in diesem Jahr erfolgen.
Neben den „Kolbenhöfen“ auf dem früheren Kolbenschmidt-Areal entstehen zwei weitere große
Wohn- und Gewerbequartiere auf den Flächen des Verwaltungssitzes der Hans Schwarzkopf &
Henkel GmbH sowie des jetzigen Euler Hermes Hochhauses. Darüber hinaus soll nördlich der S-Bahn
Gleise der Neubau des Hauptsitzes der Kreditversicherung Euler Hermes realisiert werden.
Politik und Verwaltung des Bezirks Altona haben die Quartiersentwicklung in enger Abstimmung mit
den Vorhabenträgern und unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit auf den Weg gebracht.
Projektentwickler sind die Unternehmen Rheinmetall Immobilien GmbH aus Düsseldorf sowie die
Quantum Immobilien AG und die ABG Allgemeine Bauträger GmbH zusammen mit der Firma Köhler
& von Bargen Immobilien aus Hamburg.
„Mit dem ,Quartier an der Friedensallee’ entsteht ein Vorbild für ein ,Urbanes Gebiet’ – wie es der
Bundesrat gerade erst als neuen Baugebietstyp der Baunutzungsverordnung zur gemischten
Verdichtung innerstädtischer Flächen beschlossen hat“, sagte Frank Conrad, Fachamtsleiter Stadt-
und Landschaftsplanung des Bezirksamts Altona, bei der gemeinsamen Vorstellung der Projekte.
„Leitmotiv der Quartiersplanung war es, eine zeitgemäße, lebendige Balance zwischen Wohnen und Arbeiten in unmittelbarer Nachbarschaft zu schaffen.“
Das Ergebnis sei ein gelungenes Beispiel für moderne Stadtentwicklung, bei der die Schaffung von
neuem Wohnraum ebenso wie die Sicherung von Arbeitsplätzen am Standort und die Bereitstellung
von günstigen Flächen für lokale Handwerksbetriebe im Fokus stehe, so Conrad. „Ein besonderes
Markenzeichen ist die Back-to-Back-Bebauung, die unmittelbare architektonische Verbindung von
urbanem Wohnen und Arbeiten Rücken an Rücken in einem Quartier.“ Hervorzuheben seien die
Zusammenführung von alter und neuer Bausubstanz sowie die durchlässige Bebauung, die es
Fußgängern und Radfahrern ermögliche, sich durch die künftigen Quartiersbereiche frei zu bewegen.
Handwerker-Halle wird Kern der „Kolbenhöfe“
Derzeit finden auf dem ehemaligen Kolbenschmidt-Werksgelände an der Friedensallee 128
Sanierungsarbeiten statt, um die künftigen Nutzungen vorzubereiten. Auf dem mehr als 3,6 Hektar
großen Areal entsteht auf Grundlage des Bebauungsplans Ottensen 66 eine vielfältige Mischung aus
Wohnen und Arbeiten sowie alten und neuen Gebäuden. In den Wohnbereichen im Süden, Osten
und Westen werden rund 420 Wohnungen gebaut – etwa 140 davon öffentlich gefördert als sozialer
Wohnungsbau. Im Nordwesten liegt der Gewerbeschwerpunkt des Gebiets. Der Entwurf stammt von
dem Hamburger Büro coido architects, das 2013 aus einem zweiphasigen städtebaulichen
Realisierungswettbewerb als Sieger hervorgegangen war. Die Vorweggenehmigungsreife für den
Bebauungsplan wird voraussichtlich im Oktober 2017 erteilt werden.
Ein wesentliches Element des Vorhabens ist die ehemalige Werkshalle 7, in der lokale
Handwerksbetriebe eine dauerhafte Heimat finden sollen. Darüber hinaus sind umfangreiche
Gewerbe- und Büroflächen geplant. Der zentrale Quartiersplatz bietet ausreichend Raum für
Veranstaltungen, Märkte und gastronomische Angebote.
„Die ,Kolbenhöfe’ stehen für eine Vielfalt der Architektur, der Nutzungsformen und nicht zuletzt der
Menschen, die künftig im Quartier leben und arbeiten werden“, so Holger Gradzielski,
Geschäftsführer von Rheinmetall Immobilien. „Im intensiven Dialog mit Politik, Behörden, Nachbarn
und Öffentlichkeit ist ein tragfähiges Konzept für die Konversion des ehemaligen Industriestandorts
entstanden, das künftigen Vorhaben als Blaupause dienen kann. Wir konnten hierbei auf unsere
Erfahrungen aus einem ähnlichen Projekt in Düsseldorf zurückgreifen.“
Wohnungen, Büros, Werkstätten und Kita am Hohenzollernring
Auch der Standort des Traditionsunternehmens Henkel AG am Hohenzollernring wird sein Gesicht in
den nächsten Jahren deutlich verändern. Aus einem von Industrie geprägten Gebiet wird in
mehreren Bauabschnitten ein neues Quartier entwickelt, in dem eine ausgewogene Mischung von
Wohnen und Arbeiten für Belebung sorgen werden. Ab 2019 entstehen rund 260 neue Wohnungen,
davon ca. 86 als öffentlich geförderter Wohnungsbau. Grundlage hierfür ist ebenfalls der
Bebauungsplan 66.
„Eine Besonderheit des künftigen Quartiers ist, dass Gewerbe und Wohnen dank innovativer
Bauweise Rücken an Rücken realisiert werden können. Auch wir gehen hier neue Wege“, sagte Kalle
Stubbe, Geschäftsführer bei Köhler & von Bargen Immobilien, die das Projekt gemeinsam mit der
ABG Allgemeine Bauträgergesellschaft entwickeln.
Im Quartier entsteht ein ruhiger städtischer Platz. Der heute schon vorhandene öffentliche Spielplatz
hinter der Häuserreihe am Hohenzollernring rückt in die Mitte der neuen Bebauung. An der
Friedensallee entsteht neben dem heute hier schon bestehenden Gewerbehof (Druckerei
Langebartels & Jürgens) ab 2019 ein erster Neubau, der in den unteren beiden Geschossen eine Kita
und darüber geförderte Wohnungen beherbergen wird. Das Außengelände der Einrichtung orientiert
sich zum öffentlichen Spielplatz. Der vorhandene Baumbestand bleibt erhalten.
Das Quartier soll fast vollständig autofrei gehalten werden und wird weiterhin über die Friedensallee
bzw. den Hohenzollernring erschlossen. Für den Individualverkehr ist eine Tiefgarage geplant. Die
Freiräume zwischen den Gebäuden sind Fußgängern und Radfahrern vorbehalten und laden zum
Verweilen und Spielen ein.
Die Planungen stammen von den Büros coido architects (Sieger im Workshop-Verfahren), Schenk +
Waiblinger sowie der ppp architekten + stadtplaner gmbh.
Quartier mit 460 Wohnungen und Büros wird hofartig angelegt
Am Standort des Hochhauses zwischen Friedensallee, Bahrenfelder Kirchenweg und Bahngleisen
(Bebauungsplan Ottensen 67, Vorweggenehmigungsreife voraussichtlich Anfang 2018) plant
Quantum auf einer Fläche von 2,5 Hektar den Bau eines Quartiers mit etwa 460 Wohnungen, 155
davon öffentlich gefördert. Die fünf- bis punktuell achtgeschossigen Wohngebäude werden hofartig
angeordnet, ein Gebäuderiegel mit einem Sägezahndach (Sheddach) schafft eine räumliche und
architektonische Verbindung zur Handwerker-Halle 7 der benachbarten Kolbenhöfe. In den unteren
beiden Geschossen sollen Büros Platz finden, darüber sind Wohnungen geplant. Grünflächen, Wege
und ein großzügiger Spielplatz runden den Planungsentwurf des Altonaer Architekturbüros Schenk +
Waiblinger ab, das 2015 einen städtebaulichen Wettbewerb gewonnen hatte. Der Baubeginn soll
voraussichtlich 2020 sein.
„Das einzigartige Konzept zeichnet sich durch die besondere Mischung unterschiedlicher
Wohnformen sowie die offene Gestaltung aus und nimmt städtebaulich attraktive Impulse des
ehemals industriell geprägten Kolbenschmidt-Areals auf“, erläuterte Frank Bohlander,
Geschäftsführer von Quantum.
Euler Hermes zieht in Neubau nördlich der S-Bahn
Noch in diesem Jahr soll der erste Spatenstich für den Neubau des Hauptsitzes der Zentrale für die
Region Deutschland/Österreich/Schweiz des weltgrößten Kreditversicherers Euler Hermes erfolgen.
Nördlich der S-Bahngleise wird die Quantum Immobilien AG an der Gasstraße Ecke Bahrenfelder
Kirchenweg das neue sechsgeschossige Bürogebäude mit einem terrassenartigen Vorplatz und
großzügigen Grünflächen für die 1200 Mitarbeiter am Standort realisieren. Nach dem Umzug in den
modernen Klinkerbau, dessen Fassade einen städtebaulichen Bezug zum benachbarten Otto von
Bahrenpark herstellt, soll das 1981 errichtete Hochhaus abgetragen werden. Die intensive Prüfung
hatte ergeben, dass eine umfangreiche Sanierung weder aus energetischen noch wirtschaftlichen
Aspekten Sinn ergeben hätte. Ein neues Parkhaus für die Mitarbeiter rundet das Projekt ab.
Gesamtinvestition von rund 600 Millionen Euro
Die Einzelprojekte werden mit Beginn in diesem Jahr in verschiedenen zeitlichen Abschnitten
realisiert und fertiggestellt. Die Entwicklung des gesamten „Quartiers an der Friedensallee“ soll bis
zum Jahr 2023 abgeschlossen sein. Insgesamt investieren die vier Projektentwickler mehr als 600
Millionen Euro.
Pressemitteilung: Bezirksamt Hamburg Altona, Bild: Kolbenhofpräsentation-. von links: Tobias Trapp, Kolbenhof e.V., Holger Gradzielski, Rheinmetall Immobilen, Frank Bohlander, Quantum Immobilien, Dr. Liane Melzer, Bezirksamtsleiterin Altona, Frank Conrad, Leiter Stadtplanungsabteilung Bezirk Altona, Kalle Stubbe, Köhler & von Bargen Immobilien, Foto: Jan Northoff.