11. Dezember 2024

Nachhaltig konstruiert, mit modularen Elementen umgesetzt: Kreisverwaltung Mainz-Bingen

Der viergeschossige Komplex in E-Form bietet mit offenen Strukturen nach hinten noch Raum für mögliche Erweiterungen. © Kirsten Bucher

Emsdetten (pm) – Es ist ein außergewöhnliches Gebäude, das an der Konrad-Adenauer-Straße in Ingelheim am Rhein entstanden ist. Dort, in der 35.000 Einwohner zählenden Stadt, ist seit 1996 der Verwaltungssitz des Landeskreises Mainz-Bingen angesiedelt. Weil der Platz im angestammten Verwaltungsgebäude nicht mehr ausreichte, entschieden sich die Verantwortlichen für einen Neubau. Dieser ist nun in außergewöhnlicher Art und Weise errichtet worden: In einer modernen Holzhybridbauweise mit einer offenen Kammstruktur entfaltet sich das Gebäude mit 100 Büroräumen auf einem 10.000 Quadratmeter großen Gelände entlang der Haupterschließungsstraße. Im Bereich der Sanitärinstallation fiel die Wahl nach öffentlicher Ausschreibung auf die modulare Lösung mit industriell vorgefertigten Installationswänden von TECEsystem. „Ein großer Vorteil war es, dass dabei alles in einer Hand war, Gewerkeschnittstellen wurden reduziert und das Fehlerpotenzial minimiert“, sagt René Koch, Niederlassungsleiter vom Büro ZWP Ingenieur-AG aus Wiesbaden. Im Sommer 2023 haben die rund 300 Mitarbeiter ihre Büros bezogen.

Nachhaltig entwickelt und konstruiert

Der Entwurf stammt aus der kreiseigenen Fachabteilung Gebäudemanagement. Die Besonderheit des Neubaus liegt in seiner nachhaltigen Konstruktionsart: Denn oberhalb der in Betonbauweise errichteten Tiefgarage sind die vier Geschosse komplett aus Holz errichtet worden. Die Entscheidung des Kreistages folgte den Beschlussempfehlungen der zuständigen Kreisausschüsse: Das neue Dienstgebäude sollte aus einem nachhaltigen Baustoff entworfen werden. Deshalb fiel die Wahl auf Holz. „Eine Konstruktion aus Holz bringt viele Vorteile mit sich: Sie bedeutet reduziertere Lasten. Somit kann eine geringere Fundamentierung konzipiert werden und der Materialverbrauch ist geringer als in konventioneller Bauweise. Außerdem ist Holzbau sehr trocken, im Vergleich zu Betonbau entfallen daher lange Trocknungszeiten. Insgesamt entstehen dank Holz weniger Kosten und der Bau kann schneller abgeschlossen werden“, erklärt Architektin Monika Gerharz vom Gebäudemanagement und ergänzt: „Zudem ist unser gewähltes Baumaterial im Fall eines Rückbaus wiederverwertbar. Auch das Holzwerk ist zertifiziert und garantiert eine CO2-arme Herstellung.“ Ebenso nachhaltig ist das von der ZWP Ingenieur-AG entwickelte Energiekonzept, mit dem der Neubau den KfW-Standard 55 erfüllt.

„Wir haben bislang kleinere Projekte – zwei Anbauten für Schulen – in Holzhybridbauweise errichtet. Aber ein Dienstgebäude in dieser Größenordnung baut man nicht alle Tage“, so das Gebäudemanagement. „In Europa ist diese Bauart noch nicht so verbreitet wie den USA oder in Kanada. Aber je mehr das Wissen auch hierzulande darüber wächst, umso mehr lernen die Architekten mit dem Baustoff umzugehen, umso wirtschaftlicher wird es am Ende dann auch.“ Holzhybrid-Bauweise stellt in Deutschland immer noch eine Ausnahme dar.

Offen gehaltene Kammstruktur kann erweitert werden

Über der Tiefgarage aus Beton ist nun ein viergeschossiger Komplex in E-Form entstanden. „Wir haben uns für offene Strukturen entschieden und gegen geschlossene Innenhöfe, in denen sich im Sommer die Hitze staut“, erklärt die Architektin. Während nach oben hin mit vier Stockwerken die maximale Höhe erreicht ist, bietet sich auf der Rückseite Raum zum Ausweichen. „Wir wollen später nicht aufstocken, sondern im Fall einer Erweiterung des Gebäudes nach hinten ausweichen“, erklärt sie. Entsprechend sind die Planungen bereits jetzt so ausgelegt, dass die Kammzacken nach hinten fortgeführt werden können. „Im Endausbau könnte Raum für 500 Mitarbeiter entstehen. Im aktuellen Neubau ist der Platz für Mitarbeiter in 290 Vollzeitstellen ausgelegt“, sagt die Architektin. Vorschriftsmäßig sind die Tiefgarage, die Fluchtwege und der Treppenhauskern aus Beton errichtet worden.

Starke Rasterung des Gebäudes

Der Gebäudegrundriss ist stark gerastert. Nutzräume, Büros und größere Räume zur Bevorratung wurden entsprechend der Vorgaben von Landesseite geplant, Grundlage bildete ein Achsrater von 1,35 Metern. So entsteht in den Zweierbüros ausreichend Platz für die Mitarbeiter. „Lange waren immer größere Schränke für die Lagerung von Akten nötig. Aber mittlerweile macht sich die elektronische Rechnungsführung bemerkbar. Dank der Digitalisierung wird weniger Lagerraum benötigt“, erklärt die Architektin. Während Lager und Küchenzonen im Hauptbaukörper in der Mitte des Gebäudes angeordnet wurden, finden sich in den Eckpunkten drei Sanitärkerne pro Etage mit je sechs Toilettenanlagen, die ebenfalls erweitert werden können.

Vorfertigung beschleunigt Ablauf und minimiert Fehler

Bei der Installation der Sanitäranlagen fiel die Wahl auf die industriell vorgefertigten Installationswände von TECEsystem. Da diese komplett ab Werk vorgefertigt auf die Baustelle geliefert werden, entfielen zeitaufwändige Montageschritte. Es geht einfach schneller. 168 industriell vorgefertigte Installationswände von TECEsystem sind im gesamten Neubau eingesetzt worden – teils als Trennwände zwischen zwei Sanitärräumen, teils als Vorwände. „Die Ausschreibung war produktneutral und ergebnisoffen, die ausführende Firma Schupp hat sich für TECEsystem entschieden und erstmals ein Projekt damit realisiert“, erklärt Planer Koch. Flexibilität bei einem möglichen Anbau, Zeitersparnis auf der Baustelle und die Reduzierung von Fehlern waren dabei entscheidende Faktoren beim Innenausbau.

Innovativ und nachhaltig auf ganz verschiedenen Ebenen – damit überzeugt der Neubau der Kreisverwaltung Mainz-Bingen auch jene, die erstmals mit TECEsystem gebaut haben: Planer Koch, der bislang nur wenig Berührungspunkte mit industriell vorgefertigen Installationswänden hatte, ist nun überzeugt: „Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Es gab weniger Schnittstellen, weniger Risikopotenzial im Sinne von Mängeln und Bauverzug und somit viel weniger Fehler als in konventioneller Bauweise. Es gab nur ein Unternehmen, nicht mehrere Ansprechpartner. Wir hatten nur die ausführende Firma als Kontakt. Das war viel einfacher, sonst wäre der Koordinationsaufwand für uns viel größer gewesen. Zudem sind wir von TECE sehr gut beraten worden.“ Projektleiter Fabian Uebel vom ausführenden Installationsbetrieb Schupp GmbH aus Idar-Oberstein sagt: „Das System von TECEsystem ist bei richtiger Planung sowie entsprechenden Vorarbeiten eine wirkliche Zeitersparnis. Die Installationswände kommen just-in-time auf die Baustelle und müssen dort nur noch ausgerichtet und verschraubt werden. Sollten bei zukünftigen Projekten die Rahmenbedingungen es ermöglichen, werden wir TECEsystem gerne wiederverwenden.“

Leuchtturmprojekt im Sanitärbereich

Die klassische Einteilung in Toiletten für Damen und Herren sucht man in der neuen Kreisverwaltung übrigens vergebens. „Wir haben im Sanitärbereich ein Leuchtturmprojekt umgesetzt: Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten unterteilen wir die Toiletten nicht mehr in männlich und weiblich, sondern haben sie geschlechterneutral ausgestattet“, erläutert Architektin Gerharz. In jeder Zelle befinden sich ein WC und ein Waschbecken, zusätzlich in zwei Kabinen auch ein Urinal. Der von der Arbeitsstättenverordnung vorgeschriebene Vorraum mit Waschbecken wird deshalb nicht mehr benötigt.

Quelle: TECE GmbH