19. April 2024

„Mein Bürogebäude denkt mit“: Was KI schon heute im Property Management leisten kann

(c) Shutterstock/ TippaPatt

Erfurt (pm) – Ein smartes Bürogebäude erkennt Gesichter, weiß, welche Zimmertemperatur der jeweilige Nutzer gerne mag und lotst den Mitarbeiter auf den freien Tiefgaragenplatz.

Länder wie Dubai oder Abu Dhabi leben es in ihren modernen Wolkenkratzern bereits vor. Künstliche Intelligenz macht dort aus einem Bürogebäude bereits heute ein „Smart Building“. Deutschland hat deutliche strengere Vorgaben in Punkto Datenschutz, die strengsten Richtlinien in Europa. Deshalb kommen viele KI-Trends hierzulande nur begrenzt und zögerlich zum Einsatz.

Prof. Dr. Sigrid Schaefer leitet den Master- Studiengang Immobilienmanagement an der internationalen Hochschule IU und kennt alle Trends im Einsatz von künstlicher Intelligenz im Immobilienbereich. „Durch Gesichtserkennung und Datenspeicherung kann sich das Bürogebäude auf die unterschiedlichsten Nutzerbedürfnisse einstellen. Das ist nicht nur beim Service ein Gewinn. Nutzerzentrierung spart auch Energie- und Ressourcen. Sogar bei der Auswahl potenzieller Mieter kommt KI zum Einsatz. Welche Merkmale hatten alle zuverlässigen Mieter, auf was muss zukünftig geachtet werden?“

Prof. Dr. Sigrid Schaefer (c) Ingo Boddenberg

 

Der Immobilienmanager der Zukunft wird mit KI-Funktionen arbeiten. Deshalb sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit zwei wesentliche Inhalte des Studiums zum Immobilienmanager/zur Immobilienmanagerin.

Auch in Deutschland gibt es bereits angewandte Funktionen. Face Recognition erkennt beim Betreten des Bürogebäudes den jeweiligen Mieter. Gesammelte und hinterlegte Daten fügen ein intelligentes Profil des Nutzers zusammen. Im einfachsten Fall bilden dabei Daten aus Überwachungskameras und ein IP-basiertes Videomanagement-System die Grundlage. Eine moderne Gebäudetechnik kann sich so auf die individuellen Bedürfnisse seiner Mieter einstellen. Prof. Dr. Sigrid Schaefer erklärt das an einem Beispiel: „Der Mitarbeiter kommt immer gegen 9 Uhr und verlässt sein Büro um 16 Uhr. Er mag kühle 20 Grad Raumtemperatur, braucht einen freien Tiefgaragenplatz in der Nähe von Aufzug B. Eine hohe Raumluftqualität mit konstanter Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration wird durch automatisches Lüften des Büros vor- und regelmäßig während der Nutzung sichergestellt. Mit den entsprechenden Sensoren werden solche Daten gesammelt und zum Nutzen des Mieters sowie des Vermieters in der Steuerung eingesetzt.“ Im Winter wird also vor Ankunft die Raumtemperatur erhöht, im Sommer sorgt die Klimaanlage für kühle Luft und bei direkter Sonneneinstrahlung wird zudem das Sonnenschutz-System angepasst.

Eine wesentliche Aufgabe übernimmt KI daneben bei der Gebäudeüberwachung. Die mit Kameras und Mikrofonen im Haus und um das Haus herum oder mit regelmäßig fliegenden Drohnen aufgenommenen Daten werden bewertet und kategorisiert. So lernt das System mit Hilfe von selbstlernenden Algorithmen also aus seinen Erfahrungen. Mit Informationen zu bestimmten Mustern und Gesetzmäßigkeiten ist das System in der Lage, zwischen einem Fuchs, der über den Parkplatz schleicht, einer Gruppe Sprayer, die sich an der Hauswand zu schaffen machen und dem patrouillierenden Wachdienst (oder seinem Fehlen) zu unterscheiden, um dann automatisch entweder die Polizei oder die Zentrale der Wach- und Schließgesellschaft zu informieren oder das Ultraschall-Gerät einzuschalten, um den Fuchs zu vertreiben. Sigrid Schaefer: „KI-Systeme benötigen eine Lernphase, während der sie Muster erkennen und Schlüsse ziehen können. Nach kurzer Zeit sind die Systeme in der Lage, Abweichungen zu identifizieren und zu melden. Die Mitarbeitenden des Sicherheitsdienstes überwachen damit nur noch ungewöhnliche Situationen und können bei Benachrichtigung entscheiden, wie gehandelt werden muss. Dadurch lernt das System erneut und verfeinert seine Analysen. In der Folge wird die Arbeit des Sicherheitsdienstes zunehmend effizienter.“

Im Facility Management kann KI zudem einen Beitrag zu Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit eines Gebäudes leisten. Heizung, Kühlung, Lüftung, Wasser, Strom, Beleuchtung, Überwachungs- und Schließsysteme können analysiert, gesteuert und überwacht werden. In allen diesen Bereichen erkennt die KI unerwünschte Entwicklungen, generiert aus gespeichertem Wissen Lösungsstrategien und gewinnt aus Entscheidungen neue Erfahrungen. Zusammengefasst lassen sich mit Einsatz von KI strategische Handlungsempfehlungen ableiten. Langfristig freibleibende Tiefgaragenplätze können weitervermietet werden. Die Optimierung des Energiemanagements führt zu verbrauchs- und kosteneffizienten Betriebskonzepten, die Verbesserung der Sicherheitsarchitektur zu geringeren Schäden. In Verbindung mit Predictive Maintenance lassen sich zudem Wartungsfenster für Aufzüge oder Rolltreppen besser planen und selbst das Gesundheitsmanagement profitiert zum Beispiel durch die Optimierung der Lüftungskapazität in Verbindung mit der Anzahl der im Raum befindlichen oder erwarteten Menschen.

„Gesundheit, Wohlbefinden, Energie- und Ressourceneffizienz, Sicherheit sowie Kosteneinsparungen“ sind zusammen mit Konnektivität und Digitalisierung Ziele in der Gestaltung der Bürogebäude der Zukunft. Nach diesen Grundsätzen handeln und entwickeln auch die Studierenden der internationalen Hochschule IU ihre Konzepte. Prof. Dr. Sigrid Schaefer: „Gerade in Zeiten des Homeoffice und der Anpassung von Arbeitsplatzkonzepten stehen Projektierer vor ganz neuen Herausforderungen. Aber auch wenn KI in der Lage ist, tief zu lernen und Funktionen im Property Management zu übernehmen: Eines kann künstliche Intelligenz nicht ersetzen: Den gesunden Menschenverstand und das damit verbundene individuelle Abwägen des Entscheidens und Handelns in einer hochkomplexen Welt.“

 

Pressemitteilung: IU Internationale Hochschule