15. Juli 2025

„Gastronomie gestalten heißt Stadtraum gestalten“ – ein Gespräch mit Claus Hummel und Annette Korte von L’Osteria

Claus Hummel (Vice President Expansion & Construction) und Annette Korte (Director Construction & Real Estate) von L’Osteria
Claus Hummel (Vice President Expansion & Construction) und Annette Korte (Director Construction & Real Estate) von L’Osteria © L’Osteria

Interview mit Claus Hummel (Vice President Expansion & Construction) und Annette Korte (Director Construction & Real Estate) von L’Osteria

Kaum ein Gastronomiekonzept prägt den öffentlichen Raum so markant wie L’Osteria: über 200 Standorte in neun europäischen Ländern, ambitionierte Expansionsziele – und dabei eine klare Haltung zu Architektur, Gestaltung und städtebaulicher Verantwortung. In einem Marktumfeld, das von Konsolidierung und Flächenknappheit geprägt ist, setzt L’Osteria auf langfristige Partnerschaften, hochwertige Standorte und eine individuelle architektonische Handschrift.

Zwei Köpfen, die diese Entwicklung maßgeblich gestalten:

Claus Hummel ist Vice President Expansion & Construction bei L’Osteria und verantwortet seit 2022 die Flächenstrategie des Unternehmens in ganz Europa. Mit seiner Erfahrung aus der Expansion von Marken wie Starbucks, KFC, Pizza Hut und s.Oliver bringt er ein tiefes Verständnis für Immobilienmärkte, Standortentwicklung und urbane Dynamiken mit.

Annette Korte ist Director Construction & Real Estate und verantwortlich für Architektur, Innenarchitektur und die bauliche Umsetzung der L’Osteria Restaurants. Sie sorgt mit ihrem Team dafür, dass aus Standorten individuelle Räume werden – mit höchstem gestalterischen Anspruch, viel Liebe zum Detail und Bezug zum jeweiligen Ort.

Im Interview sprechen die beiden über Revitalisierung, Raumqualität und darüber, wie Gastronomie zur urbanen DNA werden kann.

Wie revitalisiert L’Osteria Bestandsbauten und wertet den Stadtraum auf?

Claus Hummel: Die Revitalisierung von Bestandsbauten ist ein zentrales Element unserer Expansionsstrategie – nicht nur aus praktischen, sondern auch aus stadtentwicklerischen Gründen. Viele unserer neuen Standorte entstehen in bestehenden Immobilien, darunter Altbauten, ehemalige Bankfilialen oder ausgediente Gastronomieflächen, die wir wieder zum Leben erwecken. Unser Ziel ist es, Orte mit Geschichte in ein neues Nutzungskonzept zu überführen – mit Respekt für den Bestand und klarem Blick auf das urbane Umfeld. So schaffen wir nicht nur ein gastronomisches Erlebnis, sondern tragen aktiv zur Belebung des öffentlichen Raums bei.

Annette Korte: Wir begreifen den Umbau bestehender Immobilien als Chance zur gestalterischen Interpretation. Dabei achten wir sehr bewusst auf die architektonische Identität und Geschichte des jeweiligen Hauses: Statt alles zu überformen, versuchen wir gezielt, bestehende Strukturen – etwa Sichtmauerwerk, historische Fensterformen oder Raumproportionen – in das neue Konzept zu integrieren. Die offene Küche, als Herzstück jeder L’Osteria, wird so platziert, dass sie sich organisch in die vorhandene Architektur einfügt und genug Wirkungsraum bekommt.

Wie gestaltet L’Osteria Konzepte zwischen Altbau, Industriearchitektur und modernen Freestander-Projekten?

Claus Hummel: Unsere Standorte sind extrem vielfältig – genau wie die Städte, in denen wir aktiv sind. Das Spektrum reicht von hochfrequentierten Innenstadtlagen über Szeneviertel bis zu eigenständigen Freestander-Objekten in der Peripherie. Wir entwickeln für jeden dieser Kontexte ein spezifisches Flächenkonzept. Die Herausforderung liegt dabei nicht in der Skalierung, sondern in der intelligenten Anpassung: Wie nutzen wir eine Industriehalle mit starker Substanz anders als ein neues Grundstück, auf dem wir unseren Freestander realisieren? Wir denken immer vom Standort aus – nicht von der Schablone.

Annette Korte: Jedes unserer Restaurants ist ein Unikat. Das neue Projekt wird genau von allen Seiten betrachtet, um das Beste aus dem Raumgefühl herauszuholen. Dabei kombinieren wir stets Vintage-Elemente mit bewusst gesetzten modernen Kontrasten, die allerdings alle zeitlos sind. Wir haben Restaurants, die 15 Jahre alt sind und immer noch modern, nie modisch. Bei Freestander-Projekten sind wir natürlich nochmals freier, da wir hier von Grund auf ein gesamtes architektonisches Ensemble entwerfen können. Diese Gebäude sind als eigenständige L’Osteria Welten konzipiert, mit großzügigen Fensterfronten, zweigeschossiger Bauweise und 360-Grad-Sichtbarkeit. Design ist für uns kein Schema, sondern ein Statement.

Wie setzt L’Osteria Innenarchitektur mit ortsspezifischem Bezug um?

Annette Korte: Innenarchitektur ist für uns weit mehr als Ausstattung – sie ist Teil der Markenkommunikation und des emotionalen Restaurant-Erlebnisses. Deshalb wird bei jedem neuen Standort aus unserem umfangreichen Interior-Portfolio eine individuelle Auswahl getroffen. Dabei achten wir auf die architektonischen Gegebenheiten, aber auch auf lokale Eigenheiten: In einer Hafenstadt wie Hamburg setzen wir andere Akzente als in einem urbanen Szeneviertel in Köln oder einer historischen Innenstadt wie Regensburg. Das Ziel ist immer, dass sich der Gast sofort willkommen fühlt – in einem Raum, der zur Stadt und zur Marke passt.

Claus Hummel: Für uns als Expansionsteam ist es wichtig, schon bei der Standortentscheidung zu wissen: Passt dieses Gebäude auch atmosphärisch zu uns? Wir suchen gezielt nach Lagen mit Charakter – gerne mit Geschichte, gerne mit Herausforderungen. Denn genau dort können wir mit unserer Individualität punkten. Dass keine zwei L’Osteria Restaurants exakt gleich aussehen, ist kein Zufall, sondern ein bewusst gelebter Anspruch.

Welche Rolle spielt Gastronomie als Impulsgeber für urbane Quartiersentwicklung und neue Mixed-Use-Konzepte?

Claus Hummel: Gastronomie ist längst nicht mehr nur Nahrungsaufnahme – sie ist sozialer Treffpunkt, Impulsgeber für Frequenz und ein starker emotionaler Anker in Quartieren. L’Osteria übernimmt hier ganz bewusst Verantwortung: Wir verstehen unsere Restaurants als integrativen Bestandteil von Stadtentwicklung, sei es im Erdgeschoss eines Bürokomplexes, als Nachbar in einem Mixed-Use-Projekt oder als Solitär mit Anziehungskraft im Stadtrandbereich. Unser Ziel ist es, Orte zu schaffen, an denen Menschen sich treffen, bleiben und wiederkommen.

Annette Korte: Gestalterisch heißt das für uns: Wir müssen mehr leisten als lediglich schönes Interior zu haben. Unsere Restaurants müssen sich gut in eine Nachbarschaft einfügen – optisch, funktional und emotional. Gerade in Mixed-Use-Kontexten verstehen wir unser Design als verbindendes Element. Wir möchten das Restaurant als offenen Raum gestalten – mit Seele und Aufenthaltsqualität, die weit über den Gastraum hinauswirkt.

Über L‘Osteria
In Nürnberg eröffnete im Jahr 1999 die erste L’Osteria, die schnell zum Geheimtipp wurde. Der Erfolg des „netten Italieners von nebenan“ bestärkte die Gründer Friedemann Findeis und Klaus Rader, das Konzept weiterzuverbreiten. Schon bald ging es von Bayern nach ganz Deutschland, bis 2011 schließlich das erste Mal in Österreich Auslandsluft geschnuppert wurde. Mit der Schweiz, England, Tschechien, den Niederlanden, Frankreich, Luxemburg und Polen kamen sieben weitere europäische Länder hinzu. Aktuell ist L’Osteria an über 200 Standorten in neun Ländern vertreten. Auch in den kommenden Jahren möchte L’Osteria weiterwachsen und sich dabei noch internationaler aufstellen – ganz im Sinne der Vision der Markengastronomie: “The Joy of Italy – everywhere for everyone”. Hierbei setzt das Unternehmen auf ein kooperatives Miteinander von Lieferant:innen, Partner:innen und Mitarbeiter:innen sowie auf Mitarbeitenden-Förderung. Auch der Gast profitiert vom gelebten „La Famiglia“-Gefühl: Service und Gastfreundschaft werden bei L’Osteria großgeschrieben. Die zuverlässige Qualität der Produktpalette rund um die „beste beste Pizza & Pasta d’amore“ und ein ansprechendes Ambiente im Restaurant sowie das gute Preis-Leistungs-Verhältnis runden das Konzept ab. L’Osteria hat das Ziel, bis 2030 europäischer Marktführer im Bereich Casual Dining mit 500 Standorten zu werden. Dabei setzt das Unternehmen bei seiner Wachstumsstrategie auf ein Drei-Säulen-Prinzip aus eigenen Restaurants, Joint-Venture- und Franchise-Partnerschaften.

Quelle: L‘Osteria