25. April 2024

„Forum Intelligentes Bauen“ in Aachen

Fertigbaubranche und Europa: Das „Wir“ steht im Vordergrund

Rund 250 Vertreter der Fertighausbranche folgten der Einladung des BDF nach Aachen. Foto: Tews

Bad Honnef/Aachen (pm) – Ein vereintes Europa, globale Chancen und Risiken sowie technologischer Fortschritt waren Kernthemen beim diesjährigen „Forum Intelligentes Bauen“. Der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) veranstaltete die 22. Auflage seines beliebten Branchentreffs jetzt im Aachener Quellenhof, wo rund 240 Spitzenvertreter der Fertighausbranche den Vorträgen von vier prominenten Gastrednern aus Politik und Wissenschaft lauschten.

BDF-Präsident Johannes Schwörer begrüßte die Anwesenden und würdigte die Kaiserstadt Aachen als langjährigen Krönungsort römisch-deutscher Könige sowie als Vergabestätte des angesehenen Karlspreises für Verdienste rund um die europäische Einheit. Nicht zufällig war Aachen als Austragungsort des Forums gewählt wurden, sondern gezielt mit Blick auf die Auswahl und Themen der diesjährigen Referenten sowie auf Grundlage aktueller politischer Diskurse. „Wir brauchen ein starkes und handlungsfähiges Europa“, forderte dann auch der erste Referent des Tages, Prof. Günter Verheugen. Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Kommission verwies auf globale Chancen und Risiken, die nur gemeinsam bewältigt werden können. „Europa muss seine Kräfte und sein Potential bündeln, um Einfluss zu nehmen auf das, was uns bevorsteht“, sagte Verheugen und betonte, dass dies auch die Staaten außerhalb der EU wie Russland und die Türkei mit einschließe: „Wir müssen die gesamt-europäische Perspektive zurückgewinnen.“

Der zweite Redner, Prof. Dr. Norbert Lammert, pflichtete Verheugen in vielen Punkten bei und sagte: „Kein europäischer Staat hat ein hinreichendes Eigengewicht. Vielleicht bekommen wir es gemeinsam hin, aber ganz sicher bekommt es nicht einer alleine hin.“ Der langjährige Bundestagspräsident betrachtete die Wirtschaft und Politik Europas insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung. „Die Globalisierung nimmt den Nationalstaaten das, was sie jahrhundertelang für selbstverständlich gehalten haben: Die Souveränität ihrer eigenen Handlungsfähigkeit. Jedoch müssen wir unsere Souveränität teilen, um einen möglichst großen Rest an Einfluss auf die globalisierte Welt zu behalten oder wiederherzustellen.“ Hierbei sei die Digitalisierung ein entscheidender Treiber der Globalisierung und eine technologische Revolution mit ungeheurem Ausmaß. „Dass was die Digitalisierung mit uns macht, wird weit über das hinausgehen, was wir von anderen technischen Entwicklungen her kennen.“

Den Blick in die Zukunft wagte auch der dritte Redner, der Zukunftsforscher Harry Gatterer: „Wir erwarten eine technologische Umwelt, in der wir uns keine Fragen mehr stellen brauchen.“ Eine Welt ohne Fragen sei allerdings eine absolute Dystopie, weswegen der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts die Zuhörer aufrief, die Welt nicht ausschließlich durch den Tunnelblick der Digitalisierung zu betrachten: „Welt ist mehr, Welt ist interessant.“ – zumal Technologie nie perfekt sei und recht schnell altere. Der Zukunftsforscher stellte auch verschiedene Sehnsüchte der Menschen für das Wohnen vor und zeichnete Bilder, wie das Zuhause der Zukunft aussehen könnte: vom bekannten Smart Home (Intelligenz) über ein Healthy Home (Gesundheit), Green Home (Natürlichkeit) oder Mindful Home (Achtsamkeit) bis hin zum Flexible Home (Flexibilität) oder Creative Home (Kreativität). Alle Sehnsüchte gemeinsam könnten sich dann im Konzept eines sogenannten Vital Home (Vitalität) vereinen lassen. „Wir reden beim Wohnen heute immer noch vom Realisieren individueller Wünsche“, so Gatterer. Auch in Zukunft müsse man Emotionen daher als treibende Kraft anerkennen, wenn es um die Vorstellung des eigenen Zuhauses sowie des eigenen Lebens insgesamt gehe.

Als vierter und letzter Redner betrat Ranga Yogeshwar die Bühne. Der bekannte Wissenschaftsjournalist skizzierte die fortschreitende Vermenschlichung von Maschinen und stellte fest: „Wir haben ein Fortschrittslevel erreicht, das anfängt, die Gesellschaft zu destabilisieren. In manchen Bereichen wird die Maschine bereits besser als wir.“ Insofern müsse eine offene Debatte über Fortschritt geführt werden, gerade auch aus ethischer Sicht. „Unsere Generation ist die einzige, die das Potential und die Chance hat, ihren Fortschritt selbst zu verändern. Wir müssen auch nach vorne gucken.“ Schließlich brach Yogeshwar noch eine Lanze für die Vorfertigung und die Dynamik der Fertigbauweise, die einen großen Anteil daran haben könne, die Zukunft des Wohnens zu prägen.

BDF-Präsident Schwörer resümierte: „Das ‚Wir‘ steht im Vordergrund – in Europa und auch in unserer Branche. Mit einer starken Verbandsarbeit des BDF wollen wir gemeinsam zum Erfolg und zum Fortschritt der Fertigbauweise beitragen.“ Das Forum Intelligentes Bauen lieferte hierfür wieder einmal eine sehr gute Plattform zum Austausch und mit branchenübergreifenden Impulsen.

Pressemitteilung: Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.