25. April 2024

„Digitalisierung zwingt uns zu kollaborativer Arbeit“

BAKA Tagung 2018 GENIAL DIGITAL?

(c) BAKA Bundesverband Altbauerneuerung e.V.

Berlin (pm) – Sowohl bei der Sanierung im Bestand als auch im Neubau kann digitale Technik Zeit und Geld sparen. Doch es hilft nichts, wenn entweder nur Planer oder nur Handwerker mit digitaler Unterstützung arbeiten. Besser wird es nur mit Vernetzung. Da waren sich alle Teilnehmer der BAKA-Konferenz am 12. Juni 2018 in Berlin „Genial Digital“ einig.

Die Digitalisierung in der Bauwirtschaft ist nicht nur ein bloßer technischer Fortschritt. Sie hat auch einen interessanten Nebeneffekt, findet Wilhelmina Katzschmann, Vizepräsidentin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz und Leiterin des Mannheimer Ingenieurbüros IGB: „Sie zwingt uns zu kollaborativer Arbeit“, sagte die Expertin. Katzschmann hielt bei der Tagung „Genial digital?“ des Bundesverbandes Altbauerneuerung Anfang Juni im Haus des deutschen Handwerks in Berlin ein leidenschaftliches Plädoyer für moderne technische Lösungen in der Bauplanung und -Ausführung. Ein Bild, das die Ingenieurin zeigte, dürfte den meisten Teilnehmern der Tagung eindrücklich in Erinnerung bleiben: Die Planer der einzelnen Gewerke – Elektro, Sanitär, Lüftung und Statiker – sitzen gemeinsam mit Architekten und Ingenieuren an einem virtuellen Tisch und tauschen sich laufend über den Bauprozess aus. Beispielhaft zeigte Katzschmann, wie ihr Büro bereits heute konsequent mit digitalen BCF-Plattformen (Building Collaboration Format) arbeitet und damit quasi fehlerfrei Änderungen in die Planung übernehmen und anderen Bau-Beteiligten übermitteln kann. Die Dimensionierung von Heizungs- und Rohrnetzen etwa erfolgt bei IGB schon heute weitgehend automatisch. „Wir müssen lernen, miteinander zu reden“, betonte Katzschmann.

Allein: Es fehlt noch an einer zuverlässigen übergreifenden Software und Technik mit einer Schnittstelle, die alle Bauleute, Handwerker und Planer zusammenbringt, ohne dass zu viel Aufwand entsteht. Das war eines der Hauptprobleme, das auch die anderen Beteiligten bei der BAKA-Tagung immer wieder nannten. „Es hilft nichts, wenn die Handwerker nun alle mit einem iPad auftreten“, sagte Alexander Barthel, Abteilungsleiter Wirtschaft, Energie und Umwelt beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Diesen Punkt betonte er auch in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Fachleuten aus der Branche und der Bundesregierung. „Allein mit digitaler Technik löst man nicht alle Probleme.“ Teilweise stießen Handwerker auch auf ganz simple Hindernisse, wenn sie beispielsweise in ländlichen Gebieten eine mobile Internetverbindung zu ihrem Datenpool aufbauen wollten. Der schnellen Einführung und Übernahme digitaler Planungstechnik im Handwerk stehe zurzeit auch die hohe Kapazitätsauslastung seiner Branche entgegen. Mit anderen Worten: Es fehlt auch schlicht die Zeit, um neue digitale Tools zu testen und fehlerfrei alle Beteiligten einzubinden. Gleichwohl sieht Barthels, dass durch digitalisierte Planung die Wertschöpfung im Handwerk, die Sicherheit und die Vernetzung verbessern wird. Nicht zuletzt ergäben sich auch neue Geschäftsmodelle beispielsweise im Bereich Smart Home.

Die Fachleute der Bundesregierung machten auf einige Programme des Bundes aufmerksam, mit der die Digitalisierung am Bau vorangetrieben werden soll. Lothar Fehn Krestas, Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), nannte etwa die Schaffung von Kompetenzzentren und die Begleitung bestimmter Pilotprojekte wie etwa das Hochhaus „Scheibe C“ in Halle – ein Plattenbau, der mit serieller Bauweise und digitalen Planungsprozessen in der Hälfte der sonst üblichen Bauzeit entkernt und umgebaut wurde, zu einem Wohnhaus mit kleinteiligen Studentenwohnungen. Krestas ließ in der Diskussion mit den anderen Teilnehmern aber auch durchblicken, dass sich die Akteure in der Praxis ebenfalls bewegen müssten. Alexander Renner, Leiter des Referats für Energiepolitische Grundsatzfragen im Gebäudebereich im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), pflichtete ihm bei und betonte die Chancen, die digitale Planungsprozesse für die energetische Optimierung von Gebäuden haben können.

Aus Sicht von BAKA-Vorstand Ulrich Zink erlaubt die Digitalisierung ganz neue Herangehensweisen an die energetische Sanierung. „Hier hilft in jedem Fall die enorme Verbesserung und die Verarbeitungsmöglichkeit von Informationen zu baulicher und umwelttechnischem Zustand“, ist Zink überzeugt. Geteilte digitale Planung helfe dabei, Bauherren, Eigentümern und Planern sowie Handwerkern einzelne Daten transparent darzustellen – und damit die Effekte, die eine energetische Sanierung auf die technischen Gebäudewerte haben kann.

Martin Müller, Vizepräsident der Bundesarchitektenkammer (BAK), glaubt, dass digitale Planungsprozesse wesentlich zur Kosteneffizienz beitragen können. Nicht zuletzt gehe es auch um die bezahlbare Sanierung im Bestand. „Die Mehrzahl aller Baumaßnahmen in Deutschland finden bei bestehenden Gebäuden statt.“ Auch hier könnten BIM-Modelle und andere digitale Assistenten helfen und würden sich auch schon durchsetzen. „Da stellt sich die Frage, ob wir irgendwann überhaupt noch Menschen benötigen, die einen Bauprozess planen“, sagte Müller – um gleich die Antwort mitzuliefern: „Selbstverständlich wird sich das Berufsbild des ganzheitlich planenden Architekten nicht ändern.“ Lediglich die technischen Werkzeuge würden weiterentwickelt. „Der Anwender bleibt aber immer ein Mensch“, so Müller.

Pressemitteilung: Bundesarbeitskreis Altbauerneuerung e.V