19. April 2024

Das neue Kunsthaus Göttingen: Roni Horn gastiert mit der Ausstellung „You are the Weather“

Das neue Ausstellungshaus für Arbeiten auf Papier, Fotografie und neue Medien öffnet am 4. Juni 2021

Göttingen (pm) – Das Kunsthaus Göttingen ist Teil des Kunstquartier Göttingen, zu dem bereits heute u.a. das Günther-Grass-Archiv, das Büro des Göttinger Literaturherbstes, künstlerische Werkstätten und eine Kunstgalerie zählen. Dieses Projekt haben die Stadt und der Verleger Gerhard Steidl bereits seit 2008 verfolgt. Die Eröffnung des Kunsthauses verspricht eine weitere Belebung der Göttinger Kulturlandschaft und ist ein wichtiger Schritt in der Quartiersentwicklung, bis hin zu einem lebendigen Stadtzentrum. Vor Jahren noch als „Sanierungsgebiet“ bezeichnet, bietet sich das Quartier Einheimischen und auswärtigen Besuchern jetzt als lebendiger Treffpunkt an. Pandemiebedingt verzögerte sich die Eröffnung. Interimsweise gab es jedoch bereits sogenannte „Testläufe“, wie zuletzt von dem französischen Dokumentar-Fotograf und Fotojournalist Gilles Peress „Whatever You Say, Say Nothing“. Eine Ausstellung, die sich aus einem gemeinsamen Buchprojekt mit Gerd Steidl entwickelt hatte und den Nordirlandkonflikt eindrucksvoll in Szene setzt.

Am 4. Juni ist es so weit. Die New Yorkerin Roni Horn (*1955 in New York) eröffnet das Kunsthaus mit der Ausstellung: „You are the Weather“ sowie einem umfangreichen Begleitprogramm. Horn lebt und arbeitet heute in New York und Island, sie konzipiert innovative und hoch poetische Arbeiten, die sich oftmals mit der Wandlungsfähigkeit von Identitäten, der Instabilität von Ort und Zeit sowie Formen und Sprache befassen. In alle Arbeiten sind Worte, Sätze oder auch Titel einbezogen – Sprache und Bezüge zur Literatur sind ein wesentlicher Aspekt ihres Werkes. Die Ausstellung im Kunsthaus Göttingen gibt nun in einer umfassenden Einzelausstellung einen Einblick in ihr vielfältiges künstlerisches Schaffen. Auf drei Ebenen werden exemplarisch für den Fokus des Hauses – Arbeiten auf Papier – Fotografien, Zeichnungen und Buchkunst aus Horns Œuvre gezeigt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themenkomplexe “Wetter und Wasser”, “Bewusstsein und Wahrnehmung”, sowie das Verhältnis zwischen Sinnlichkeit und Sprache.

Das Ausstellungskonzept

In enger Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Künstlern werden jährlich vier Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst gezeigt, die Zeichnungen, Druck, Buch- und Plakatkunst sowie Fotografie und Video präsentieren. Zu jeder Ausstellung ist ein vielfältiges Begleitprogramm vorgesehen, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Das Kunstquartier bietet eine Vielzahl an öffentlichen Räumen für weitere Veranstaltungen, Kunstperformances und Ausstellungen. „Über die Ausstellung internationaler Kunst hinaus versteht sich das Kunsthaus Göttingen als Ort für Bildung, Vermittlung und Interaktion mit Kunst“ sagt Gerhard Steidl, Gründungsdirektor. Bei der Ausstellungsplanung und -konzeption steht die enge Zusammenarbeit mit der Kuratorin Ute Eskildsen und den Künstlern selbst im Vordergrund, die damit nicht nur eine Bühne für ihre Arbeiten, sondern auch die Chance für Neuproduktionen, Kooperationen und interaktive Projekte bekommen.

Ein permanenter Teil des Gartens vom Kunsthauses ist das „House of Words“ von Jim Dine. Der amerikanische Künstler, mit Ateliers in New York, Paris und Göttingen, schenkt der Stadt Göttingen sein Kunstwerk „Poet Singing“ – The Flowering Sheets. Die Installation besteht aus fünf überlebensgroßen Holzskulpturen aus amerikanischer Eiche geschnitzt, die antiken griechischen Sirenen »Orpheus mit zwei Sirenen« nachempfunden sind. Sie umrahmen das Selbstporträt des Künstlers. Die Wände sind vom Künstler mit handgeschriebenen Worten mit Zeichenkohle und weißer Kreide versehen worden. Es handelt sich dabei um ein Gedicht des Künstlers, das seine inneren, privaten Gedanken, romantische Sehnsucht und eine Reise durch Zeit und Ort zu fassen versucht.

Das Kunsthaus Göttingen, seine Architektur und seine Sponsoren

Konzipiert hat den Bau das Architektenbüro Atelier ST aus Leipzig, das seit 2005 von Silvia Schellenber-Thaut und Sebastian Thaut geführt wird. Die Schwerpunkte ihrer Projekte liegen auf Kunst- und Kulturbauten sowie Wohnhäusern. Ihre Arbeiten sind geprägt vom Spiel mit Sehgewohnheiten. Das vermeintlich Vertraute übersetzen sie in eine eigenständige, zeitgenössische Architektur. So ist es ihnen auch gelungen, das Kunsthaus harmonisch in die Fachwerkarchitektur der Düsteren Straße einzubetten.

Auf vier Geschossen und insgesamt drei Ausstellungsebenen bietet das Haus circa 500 qm Ausstellungsfläche und einen Veranstaltungsraum im Dachgeschoss. Die Stadt Göttingen hat für das gemeinsam mit Gerhard Steidl geplante Projekt Fördermittel in Höhe von 4,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm »Nationale Projekte des Städtebaus« erhalten. Der Göttinger Life-Science-Konzern Sartorius schenkt den Besuchern als Hauptsponsor in den ersten fünf Jahren den Eintritt für alle Ausstellungen des Kunsthauses. Der Duderstädter Unternehmer Hans Georg Näder unterstützte den Bau des Kunsthauses ebenfalls mit einer Großspende in Höhe von einer Million Euro. Um das pädagogische Angebot des Kunsthauses zu stärken, ist ein Teil der finanziellen Unterstützung von Sartorius dem Vermittlungsprogramm gewidmet.

Weiteres siehe: https://www.kunsthaus-goettingen.de/

Pressemitteilung: Kunsthaus Göttingen