14. Mai 2025

Buwog-Podcast #54: Einfach bauen: Was geht beim Gebäudetyp E?

Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, lobt den Vorstoß zum Gebäudetyp E. Foto: BUWOG
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, lobt den Vorstoß zum Gebäudetyp E. Foto: BUWOG

Anzeige – Der Gebäudetyp E steht für einfaches Bauen, vielfach wird das „E“ auch mit experimentellem Bauen verbunden. Was dahintersteckt erklärt Architektin Theresa Keilhacker, die Präsidentin der Architektenkammer Berlin jetzt im BUWOG-Podcast.

Bauen muss günstiger werden, soweit sind sich alle einig. Bauprozesse müssen effizienter, schneller und einfacher gestaltet werden – nur so können Baukosten sinken und in der Folge auch die Wohnkosten. Wie kann man bewährte Standards qualitativ halten, Anforderungen der Energieeffizienz gerecht werden und trotzdem das Bauen um unnötige Kostentreiber entschlacken? Aus dieser Zielsetzung heraus entstanden mehrere Vorschläge zur Anpassung der aktuellen Gesetzeslage, darunter der „Gebäudetyp E“. Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, erläutert: „Diese Vorlage für den Gebäudetyp E wurde nicht nur für Neubauten, sondern auch für die Bestandserhaltung und Nachverdichtung entwickelt.“ Ein gängiges Problem bei der Nachverdichtung im Bestand kennen Architekten wohl nur zu gut: So ist etwa für die Aufstockung von Bestandsgebäuden ein neuer Bauantrag erforderlich, der die Umsetzung zahlreicher Vorschriften erfordert. Viele davon, etwa die stärkere Berücksichtigung der Barrierefreiheit, sind sinnvoll und notwendig. Es gibt aber auch Vorschriften, deren Umsetzung nicht immer zielführend ist. „Oft müssen wir heute einen Goldstandard in vielen Bereichen erfüllen“, kritisiert die Präsidentin der Architektenkammer Berlin im Interview.

Gebäudetyp E: Abkehr vom Goldstandard

Eine Lösung bietet der „Gebäudetyp E“: Der Buchstabe „E“ steht für einfache und experimentelle Gebäudetypen, die von den aktuellen Standards abweichen. Entscheidend ist dabei eine klare Trennung zwischen technisch notwendigen Anforderungen und Komfortstandards. „Die anerkannten Regeln der Technik bleiben verbindlich“, stellt die Expertin klar. Es gehe lediglich um die Möglichkeit, bei den Komfortstandards von den teilweise hohen und kostenintensiven DIN-Vorgaben abzuweichen. „Der Komfortstandard eines Gebäudes sollte flexibel und verhandelbar sein“, plädiert Keilhacker. Eine Anpassung des Rechtsrahmens, wie sie durch den „Gebäudetyp E“ angestrebt wird, würde Planende und Bauende dabei unterstützen, miteinander neue Wege zu gehen. Ein Beispiel für die mögliche Anwendung niedrigerer Standards im Rahmen des Gebäudetyps E sei der Schallschutz in Wohngebäuden, so Keilhacker. „Hier reicht oft ein normaler Standard aus, um eine gute Funktionalität zu gewährleisten. Durch diese Abweichung vom Goldstandard kann z.B. die Deckendichte reduziert werden, was sowohl Ressourcen als auch Kosten spart.“

Theresa Keilhacker: „Gebäudetyp E hat ein Umdenken angestoßen“

Ein weiteres Beispiel, das auch die vom Ministerium herausgegebenen Leitlinien benennen, betrifft die Anzahl der Steckdosen. Laut DIN-Norm sind es mindestens 47 Steckdosen für eine 3-Zimmer-Wohnung. Einfach gebaut könnte man die Zahl auf 27 Steckdosen reduzieren, ohne das wesentlicher Wohnkomfort fehlt. Nur ein Faktor, der die Wirtschaftlichkeit ein Stückchen verbessert.

Theresa Keilhacker betont, dass der „Goldstandard“ natürlich weiterhin gebaut werden darf. Aber gerade im leistbaren Wohnen können eine Absenkung sinnvoll sein. Eine durchschnittliche Kostenreduktion von ca. 10 % durch die Maßnahmen des Gebäudetyps E hält Keilhacker für realistisch in Einzelfällen sogar Einsparungen von bis zu 20 % möglich sind, insbesondere bei der Bestandssanierung. 

Noch wartet das Gesetz zum Gebäudetyp E auf Verabschiedung im Bundestag. Aber schon jetzt findet Keilhacker den Vorstoß sinnvoll. Denn: „Unabhängig davon, wie es auf Bundesebene weitergeht, hat der Gebäudetyp E bereits jetzt Denkprozesse angestoßen“, so die Expertin im BUWOG-Podcast. Ein Nachdenken über das, was es wirklich braucht im Planen, Bauen und Wohnen.

Interview mit Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin zum  Thema zum Gebäudetyp E auf https://buwog.podigee.io/56-gebaeudetyp-e

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