12. Juni 2025

Buwog-Podcast #43: Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst – Die Chancen der Hortitecture

Architektin Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst ist Expertin auf dem Gebiet der Hortitecture. Foto: Bernd Bauerochse
Architektin Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst ist Expertin auf dem Gebiet der Hortitecture. Foto: Bernd Bauerochse

Anzeige – Das Konzept der Hortitecture beschäftigt sich mit der Integration von Vegetation in die Architektur und sucht nach Lösungen um Architektur und Pflanzen zu vereinen. Die Architektin Prof. Dr. Almut Grüntuch-Ernst forscht auf dem Gebiet der Hortitecture. Im BUWOG-Podcast erläutert sie die Chancen und Herausforderungen der Integration von Pflanzen im Neubau und Bestand.

Almut Grüntuch-Ernst ist Professorin an der TU Braunschweig, Mitgründerin von Grüntuch Ernst Architekten und Mitglied der Akademie der Künste. Der von ihr geprägte Begriff Hortitecture setzt sich aus „Hortus“ (Latein für Garten) und Architektur zusammen und beschreibt Konzepte, die darauf abzielen, Vegetation aktiv in die Architektur zu integrieren. 

Hortitecture: Flächen aktivieren

Diese Integration geht über die herkömmliche Dach- und Fassadenbegrünung hinaus und hat vielfältige Auswirkungen. Sowohl auf das Klima als auch auf die Lebensqualität in urbanen Umgebungen. Gebäude bieten Oberflächen, die „aktiviert werden können“, um das lokale Klima positiv zu beeinflussen, so die Architektin Almut Grüntuch-Ernst. Ihr viel beachtetes Buch „Hortitecture. The Power of Architecture and Plants“ (Jovis Verlag) präsentiert die Arbeiten von 32 internationalen Expert:innen auf diesem Gebiet.

Angesichts des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Verdichtung von Städten gewinnt diese Synergie zwischen Natur und Architektur zunehmend an Bedeutung, so die Expertin. Dach- und Fassadenbegrünungen – im eindrucksvollen Großformat geplant und realisiert – bieten dabei nicht nur ästhetische Vorteile, sondern verbessern auch die Luftqualität und das Mikroklima in städtischen Gebieten erheblich. Diese Maßnahmen tragen zur Erhaltung der Biodiversität bei und bieten zahlreiche ökologische Vorteile, wie die Reduzierung der Überhitzung in urbanen Gebieten. Zusätzlich können sie helfen, die Energiekosten zu senken und schaffen wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere. 

Grüne Rückzugsorte in der Großstadt

Weltweit sind Städte wie Singapur und Ho-Chi-Minh-City die Vorreiter im Bereich Hortitecture. Viele urbane Gebiete zeichnen sich durch extreme Bebauungsdichte, hohe Temperaturen und begrenzten Raum aus. Dort besteht gesellschaftliche und politische Einigkeit darüber, dass Grünflächen von entscheidender Bedeutung und dringend erforderlich sind. In der Gesetzgebung dieser Regionen gibt es entsprechende Vorgaben, die Bauprojekte verpflichten, jede versiegelte Fläche durch eine bioaktive Fläche auszugleichen – bis zu elfmal so groß wie die versiegelte Fläche.

Die High Line in New York wiederum ist ein öffentlicher Park, der auf stillgelegten Bahntrassen errichtet wurde. In Zusammenarbeit mit Architekt:innen und Landschaftsplaner:innen wurde sie zu einem grünen Rückzugsort inmitten der Großstadt. Die Pflanzenauswahl und die Anwendung von Permakultur machen dieses Projekt zu einem Beispiel für nachhaltige urbane Gestaltung unter Berücksichtigung der spezifischen lokalen klimatischen Bedingungen.

Hortitecture: Grüne Architektur in der Praxis

In Europa ist etwa das Gebäude Bosco Verticale in Mailand das wohl bekannteste Beispiel für Hortitecture im Großformat. Die begrünten Zwillingstürme eines Hochhauskomplexes beherbergen Hunderte von Bäumen, Sträuchern und Pflanzen.

In Berlin ist das Bürogebäude Darwinstraße in Berlin-Charlottenburg eines der vielleicht eindrucksvollsten Beispiele für Hortitecture. Und: Lebendiges Beispiel für die gelungene Transformation eines ehemaligen Industriegeländes. Einst ein Kraftwerkgelände, wurde es nun in einen öffentlichen Park umgestaltet, der nicht nur als grüne Oase dient, sondern auch Raum für Erholung bietet. Durch die Integration der Haustechnik in den Baukörper und die Schaffung von mehreren Terrassen bis hin zum Dachpark verbindet dieses Projekt neue Arbeitswelten mit ökologischen und sozialen Angeboten. 

Ein Projekt, das 2022 sogar mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur ausgezeichnet wurde, ist das Hotel Wilmina in Berlin. Ein Paradebeispiel dafür, wie historische Bauten mit minimalen Eingriffen in ihre Substanz zu nachhaltigen und lebenswerten Orten umgewandelt werden können.

Hortitecture-Projekt Bosco Verticale in Mailand. Foto: Sophie Otto

Hortitecture – wenn Architektur auf Vegetation trifft. Jetzt ganze Folge hören: https://buwog.podigee.io/45-hortitecture

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