23. April 2024

Branchenübergreifende Wirtschaftsallianz sorgt für den Erhalt einer Schweizer Prüf-, Zertifizierungs- und Inspektionsstelle im Brandschutz

Türe im Brandsicherheits-Härtetest: Solche Brandschutzprüfungen können dank der Gründung des Vereins SIPIZ weiterhin in der Schweiz stattfinden. (c) SIPIZ
Türe im Brandsicherheits-Härtetest: Solche Brandschutzprüfungen können dank der Gründung des Vereins SIPIZ weiterhin in der Schweiz stattfinden. (c) SIPIZ

Olten (pm) – Ein unabhängiges Angebot zur Prüfung, Zertifizierung und Inspektion von Bauprodukten mit Schwerpunkt im Brandschutz auf dem Werkplatz Schweiz – das will eine branchenübergreifende Allianz von Verbänden, Institutionen und Firmen sicherstellen. Sie hat zu diesem Zweck am 9. April in Olten den Verein SIPIZ gegründet. Damit können viele baunahe Schweizer KMU-Betriebe aufatmen, die auf eine Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle angewiesen sind.

Die Gründung des Trägervereins SIPIZ (Schweizerisches Institut für Prüfung, Inspektion und Zertifizierung) öffnet einen Ausweg aus einer drohenden Sackgasse für baunahe Schweizer KMU. Diese sahen sich vor die Situation gestellt, dass es für ihre Produkte bald keine Feuerwiderstandsprüfungen im Inland mehr geben sollte. Die Anbieterin VKF ZIP AG, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen VKF, zieht sich per Ende Juni 2019 aus diesem Geschäft zurück.

Der neu gegründete Verein SIPIZ will nun ab Anfang Juli das gesamte Unternehmen VKF ZIP AG übernehmen und dessen Angebote einschliesslich der Zertifizierungs- und Inspektionstätigkeiten nahtlos weiterführen. Den wirtschaftlichen und unabhängigen Betrieb gewährleistet der branchenübergreifende Trägerverein.

Ziel ist der Betrieb einer notifizierten Stelle als Aktiengesellschaft im vollständigen Eigentum des Vereins. Für Prüfungen soll in einem ersten Schritt bestehende Prüfinfrastruktur genutzt werden. Längerfristig soll weitere Prüfinfrastruktur aufgebaut werden. Das Angebot soll auch Inspektionen und Zertifizierungen sowie Schulungen im Bereich Brandschutz umfassen. Zweck ist insbesondere die Förderung der Aus- und Weiterbildung von Brandschutzfachleuten in Industrie und Gewerbe sowie bei den Behörden.

Neben dem Fokus auf den Brandschutz sollen im SIPIZ-Tätigkeitsportfolio auch wichtige Zertifizierungs- und Inspektionstätigkeiten für die Bauprodukte der Holzindustrie weitergeführt werden, die bereits mit der VKF ZIP AG aufgegleist worden sind. In Zukunft sollen auch weitere Zertifizierungs- und Inspektions-Dienstleistungen für Bauprodukte möglich sein.
Die gefundene Lösung stellt sicher, dass Wissen und Fähigkeiten für Brandversuche, aber auch für Zertifizierung und Inspektion am Werkplatz Schweiz erhalten bleiben. Ein Angebot in der Schweiz ist für viele baunahe KMU vorteilhaft, um auf dem Markt innovativ und konkurrenzfähig zu bleiben.

32 Verbände, Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen haben bislang ihre Unterstützung mittels Anmeldung einer Mitgliedschaft und Zusicherung eines entsprechenden finanziellen Beitrags bekräftigt. Weitere Interessierte stehen mit dem Trägerverein SIPIZ im Gespräch.

Die breite Mitträgerschaft über Branchengrenzen hinweg ist ein Novum und wird längerfristig Stabilität schaffen. Die Organisation sucht im Interesse einer möglichst umfassenden Verankerung weitere Mitglieder. Die Mitgliedschaft steht interessierten Unternehmen und Organisationen aller Branchen mit Bezug zum Vereinszweck offen.

Hintergrund

Die VKF ZIP AG hat im Verlauf des Jahres 2018 gemeinsam mit der Eignerin VKF beschlossen, ihr Brandlabor in Dübendorf per Ende 2018 zu schliessen, das Feuerwiderstandsprüfungen anbietet. Übernommen hatte die VKF ZIP AG das Labor ihrerseits 2015 von der Empa.

Die VKF ZIP AG sah sich ausserstande, den Betrieb des Brandlabors kostendeckend zu gestalten. Zugleich zeichnete sich aus ihrer Sicht für die Zukunft ein hoher Investitionsbedarf ab. Im Sinne einer Übergangslösung bietet die VKF ZIP AG noch bis Mitte 2019 Feuerwiderstandsprüfungen im Brandlabor der Glas Trösch AG in Buochs an.

Aufgrund der Konsequenzen, die sich durch die künftig fehlende Prüfmöglichkeit in der Schweiz ergeben könnten, suchten die stark betroffenen Branchen Holz und Metall ab Oktober 2018 in einer Arbeitsgruppe mit Unterstützung des Bundesamtes für Bauten und Logistik BBL den Schulterschluss, um für künftige Brandschutzprüfungen eine tragfähige Lösung zu entwickeln. Später bot die VKF an, nicht nur Prüfungen, sondern auch die dazu gehörenden Inspektions- und Zertifizierungs-Dienstleistungen an eine neue Trägerschaft zu übergeben.

In der Arbeitsgruppe vertreten waren die Schweizerische Zentrale Fenster und Fassaden SZFF, Lignum – Holzwirtschaft Schweiz, Metaltec Suisse als Fachverband des Metallbaus, die Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau BFH-AHB, der Verband Schweizerische Türenbranche VST und der Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM.

Ziel war, zusammen mit Unternehmen und Hochschulen eine breit abgestützte neue Trägerschaft für Feuerwiderstandsprüfungen, aber auch Inspektionen und Zertifizierungen in der Schweiz zu bilden. Diese hat sich in Form des am 9. April 2019 in Olten gegründeten Trägervereins SIPIZ konstituiert.

SIPIZ stützt sich nach derzeitigem Mitgliedschaftsstand schwergewichtig auf die Branchen Holz, Metall und Glas. Der Verein und seine Dienstleistungen werden vorwiegend über Mitgliederbeiträge finanziert. Auch der Betrieb der SIPIZ AG basiert bis zum Erreichen der Gewinnschwelle auf Mitgliederbeiträgen des Vereins.

Pressemitteilung: Trägerverein SIPIZ