25. Mai 2025

BFW-Konjunkturbericht Wohnen 2024/2025: „Die Kosten beim Wohnungsbau müssen runter“

Frankfurt am Main (pm) – In Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland war die Zahl der Baugenehmigungen auch 2024 rückläufig. Vor allem private Haushalte haben dem Wohnungsbau den Rücken gekehrt. Hier fehlen viele Milliarden Euro. „Die Politik muss private Investitionen schnell attraktiver machen, um eine Trendwende zu erreichen“, betonte Gerald Lipka, Geschäftsführer des BFW Landesverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland anlässlich der Präsentation des BFW-Konjunkturberichts Wohnen 2024/2025. „Der Staat kann die fehlenden Investitionen nicht ausgleichen, die Kosten müssen runter“, mahnte Lipka.

2024 wurden in Hessen 13.772 Wohnungen genehmigt. Das sind 27,2 Prozent oder 5.233 Wohnungen weniger als im Vorjahr mit 19.005 Wohnungen. Gegenüber dem Höchststand 2019 ist die Zahl der Baugenehmigungen im Neubau um 54,2 Prozent gesunken. „Bei privaten Haushalten liegt der Rückgang seit 2021 überproportional bei 56 Prozent.“, so Lipka. Auch im Januar und Februar 2025 sank die Zahl der Baugenehmigungen in Hessen um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Bauüberhang in Hessen hat sich angesichts rückläufiger Genehmigungszahlen zum 31.12.2023 gegenüber 2022 um -5,8 Prozent erhöht. Er liegt Ende 2023 bei 65.134 gegenüber 69.156 Wohnungen 2022.

2024 wurden in Rheinland-Pfalz 10.951 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt und damit 16,2 Prozent weniger als 2023. Davon entfielen 8.284 auf Neubauten (–18,9 Prozent) und 2.667 auf Bestandsbauten (+3,20 Prozent). Der Neubauanteil lag bei 75,6 Prozent (Vorjahr: 78,1 Prozent). Seit der konjunkturellen Trendwende 2021 ist die Anzahl der Baugenehmigungen damit um 42,1 Prozent, im Neubau um 48,7 Prozent gesunken. Der Bauüberhang in Rheinland-Pfalz hat sich zum 31.12.2023 um –5,1 Prozent auf 39.378 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr (41.490) verringert.

In Rheinland-Pfalz dominieren private Bauherren den Markt für neue Wohnungen mit einem Anteil von 57 Prozent bei der Zahl der genehmigten Wohnungen und 69 Prozent bei den veranschlagten Investitionen, was 1,9 Milliarden Euro bedeutet (Vorjahr: 2,1 Milliarden). 2024 ist bei diesen Akteuren die Zahl der Genehmigungen gegenüber dem Vorjahr gesunken (-10 Prozent). Seit dem Jahr 2021 ist die Bautätigkeit der privaten Investoren um insgesamt 50 Prozent bei der Anzahl der genehmigten Wohnungen und um 43 Prozent bei der veranschlagten Investitionssumme überproportional gesunken.

Im Saarland wurden 2024 1.142 Baugenehmigungen erteilt, ein Minus von 24,3 Prozent. Davon entfielen 836 auf Neubauten (–29,6 Prozent) und 306 auf Bestandsbauten (–5,0 Prozent). Der Neubauanteil lag bei 73,2 Prozent (2023: 78,7 Prozent). Der Bauüberhang im Saarland zum 31.12.2023 hat sich um –22,0 Prozent auf 3,858 Wohnungen gegenüber dem Vorjahr (4.947) reduziert.

Private Bauherren dominieren im Saarland mit 51 Prozent den Neubau bei der Zahl der genehmigten Wohnungen und 67 Prozent bei den Investitionen, was 179 Mio. Euro bedeutet (Vorjahr: 260 Mio. Euro). 2024 sank bei den privaten Bauherren die Zahl der Genehmigungen gegenüber dem Vorjahr erneut (-37 Prozent) ebenso wie bei den Wohnungsunternehmen (–64 Prozent). Seit 2021 ist die Bautätigkeit der privaten Marktteilnehmer um insgesamt 65 Prozent bei der Anzahl der genehmigten Wohnungen und um 59 Prozent bei der veranschlagten Investitionssumme überproportional zurückgegangen.

Schnelle Hilfe für Bauwillige erforderlich

„Der von der künftigen Bundesregierung angekündigte ‚Wohnungsbau-Turbo‘ muss nach der Regierungsbildung umgehend gestartet werden, um Wohnungen wieder bezahlbar zu machen. Die im Koalitionsvertrag genannten Ansatzpunkte wie eine Entrümpelung von Vorschriften, der Gebäudetyp E und Hilfe bei der Bildung von Eigenkapital sind richtige Ansätze, reichen aber nicht aus“, erklärte Lipka. So werde das Thema Senkung der Grunderwerbsteuer ausgespart und nach wie vor scheiterten viele Bauprojekte am Grundstücksmangel oder an überzogenen Forderungen der Kommunen an Projektentwicklern und Bauträgern im Rahmen städtebaulicher Verträge.

Die milliardenschweren Investitionen privater Haushalte in den Wohnungsbau sind für die Bautätigkeit unverzichtbar. Die Politik müsse Investitionen privater Haushalte in Eigenheime oder als Geldanlage schnell wieder attraktiver machen. „Der Staat hat in diesen schwierigen Zeiten nicht genug Geld, um den Wohnungsbau mit Fördermitteln ausreichend anzukurbeln,“ betonte Lipka. Gänzlich unterschätzt werde allerdings die Tatsache, dass ohne ausreichenden Neubau der Druck auf die Mietmärkte weiterwächst und damit die sozialen Spannungen steigen. „Wohneigentum ist der wirksamste Schutz vor Altersarmut. Unsere europäischen Nachbarländer haben das längst begriffen. Bei uns ist ein Umdenken dringend erforderlich. Wohneigentum ist ein unverzichtbarer Baustein bei der Wohnraumversorgung“, schloss Lipka.

Professor Dr. Dieter Rebitzer rechnet damit, dass in diesem Jahr bei Baugenehmigungen „langsam die Talsohle erreicht wird.“ Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage geht er allerdings auch 2025 im Wohnungsbau nicht von einer Trendumkehr aus. Dies sei unter anderem auf die Zinswende und den Anstieg der Baupreise zurückzuführen. Rebitzer erwartet 2025 bundesweit rund 200.000 neue Wohnungen. Das politische Ziel von jährlich 400.000 Wohnungen werde damit voraussichtlich wie in den Vorjahren deutlich verfehlt.

Noch sei ungewiss, ob und wann die Reformen der Bundesregierung angesichts neuer Herausforderungen durch die Konjunkturschwäche, den Ukrainekrieg und den Zollkonflikt greifen. „Deshalb kommt es darauf an, dass Bund, Land und Kommunen den Wohnungsbau beherzt unterstützen“, erklärt Lipka, der den Konjunkturbericht 2024/2025 gemeinsam mit dessen Verfasser, Professor Dr. Dieter Rebitzer, vorstellte. Professor Rebitzer ist Studiendekan an der Fakultät Wirtschaft und Recht der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, Nürtingen-Geislingen (HfWU) und ein Experte für Immobilienwirtschaft.

Quelle: BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Hessen/ Rheinland-Pfalz/Saarland