25. April 2024

Bau- und Ausbaugewerbe in Hochstimmung: Fachkräftebedarf und bezahlbares Bauen sind größte Herausforderungen

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Schubert-Raab, Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB)

München (pm) – „Es herrscht Hochstimmung im bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe. In unserer Branche hat sich die Konjunktureinschätzung gegenüber dem Frühjahr 2017 nochmals deutlich verbessert.“ Wolfgang Schubert-Raab, der Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB) freute sich bei der Vorstellung des Frühjahrs-Konjunkturbarometers über die gute Baukonjunktur, von der die Branche profitiert.

Die Zahl der Unternehmen, die ihre Geschäftslage mit gut bis sehr gut bewerten, hat sich im Vorjahresvergleich von 66 Prozent auf 73 Prozent erhöht. Das ist der höchste Geschäftslageindex in einem Frühjahr seit 2004. Der Auftragsbestand liegt deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Er beträgt im Ausbaugewerbe durchschnittlich 12 Wochen und im Bauhauptgewerbe mehr als 15 Wochen. Auch die Ertragslage der Unternehmen und damit ihre Eigenkapitalausstattung verbesserten sich aufgrund der guten Auftragslage.

Die Beschäftigung im bayerischen Bauhauptgewerbe lag 2017 mit durchschnittlich rund 150.000 Personen um gut 8 Prozent und im Ausbaugewerbe mit 190.000 Mitarbeitern um etwa 4 Prozent über dem Vorjahr. Der Arbeitskräftebedarf der Branche ist aber deutlich höher. Für zehntausende freie Stellen vor allem im gewerblichen Bereich fehlen qualifizierte Bewerber. Die Jobaussichten für Fachkräfte sind in ganz Bayern in allen kaufmännischen und gewerblichen Bau- und Ausbauberufen hervorragend.

Es gibt aber auch Schattenseiten. So sind im Vergleich zu den allgemeinen Lebenshaltungskosten (+28 Prozent) die Bauwerkskosten gegenüber dem Jahr 2000 mit rund 55 Prozent erheblich stärker angestiegen. Schubert-Raab machte deutlich, dass nicht die Bau- und Ausbauunternehmen die Verantwortung hierfür tragen: „Die Verantwortung für die erhöhten Kosten trägt der Gesetzgeber. Verschärfte energetische Anforderungen, gestiegene Brandschutzpflichten, steigende Anforderungen an die Barrierefreiheit und allgemein steigende Qualitätsanforderungen haben vor allem den Wohnungsbau erheblich verteuert. Hinzu kommen stark steigende Kosten für die Bauabfallentsorgung, die alle Baumaßnahmen treffen – auch den Wohnungsbau.“

Der Sprecher der LVB wies auch auf den größten Kostentreiber hin. „Die stark steigenden Baulandpreise lassen bezahlbaren Wohnungsbau in den Ballungsräumen bereits heute nicht mehr zu.“ Die Baulandpreise haben sich seit 1995 in Deutschland um durchschnittlich 170 Prozent erhöht. Der durchschnittliche Kaufwert für baureifes Bauland hat in Bayern im 2. Quartal 2017 294 Euro pro Quadratmeter betragen. Bei bayerischen Städten mit 200.000 bis 500.000 Einwohnern betrug der durchschnittliche Kaufwert 928 Euro pro Quadratmeter und bei bayerischen Großstädten über 500.000 Einwohnern 2.573 Euro pro Quadratmeter. Ein akuter Baulandmangel verhindert gegenwärtig eine Ausweitung der Bautätigkeit in den bayerischen Ballungsräumen. Knappheit führt zu Preissteigerungen; dies gilt auch für Bauland.

Schubert-Raab sieht hier Handlungsbedarf: „Die notwendige Ausweisung von Bauland gerade in Ballungsräumen aber auch in vielen kleineren Gemeinden steht in einem Zielkonflikt mit dem umweltpolitisch ebenfalls gerechtfertigten Ziel, den Flächenverbrauch im Freistaat deutlich und dauerhaft zu senken. Hier müssen alle Beteiligten Kompromisse eingehen.“

Pressemitteilung: Landesverband Bayerischer Bauinnungen