18. April 2024

Barrierefreie Platte: „Gewohnt gut“-Auszeichnung geht im Juni nach Vetschau

Berlin (pm) – Die Vetschauer Wohnungsgenossenschaft e.G. (VWG Vetschau) rüstet einen DDR-Typenbau Q6 mit Aufzügen nach und schafft in Kombination mit Umbaumaßnahmen in einigen Wohnungen generationengerechten Wohnraum in der Innenstadt. Dafür wird sie am 17. Juni 2019 von BBUVorstand Maren Kern und der Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg Kathrin Schneider mit dem „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“-Qualitätssiegel ausgezeichnet.

Das Bewertungsgremium würdigt dabei insbesondere auch die barrierefreie Erschließung des dritten Obergeschosses durch einen innenliegenden Laubengang, der zusätzlich das nachbarschaftliche Miteinander fördern soll.

BBU-Vorstand Maren Kern erläutert die Entscheidung des Bewertungsgremiums: „Das Umbauprojekt der VWG Vetschau ist ein schönes Beispiel für die Flexibilität von Plattenbauten. Durch den nachträglichen Einbau von zwei Aufzügen und einen Laubengang konnten alle Wohnungen in den ersten drei der fünf Geschosse barrierefrei zugänglich gemacht werden. Mit der Erschließung möglichst vieler Wohnungen erreicht die Genossenschaft zusätzlich eine Begrenzung der Betriebskosten für die Bewohnerinnen und Bewohner. Im Ergebnis ist es der Genossenschaft gelungen, generationengerechten, günstigen Wohnraum in bester Innenstadtlage zu schaffen. Deshalb hat das Projekt Vorbildcharakter!“

Kathrin Schneider, Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, sagt anlässlich der Vergabe der Auszeichnung: „Der demografische Wandel ist eine der großen Herausforderungen im Land Brandenburg und auch in Vetschau. Trotz gemeinsamer Anstrengungen aller Akteure gibt es weiterhin erheblichen Leerstand in der Stadt. Mit dem Projekt ‚Barrierefreies Wohnen in der Innenstadt‘ begegnet die VWG Vetschau diesen beiden Herausforderungen aktiv. Durch den Umbau wurde nicht nur der Leerstand in den oberen Etagen beseitigt, sondern auch barrierearme und barrierefreie attraktive Wohnungen in der Innenstadt geschaffen. Damit finden sowohl Familien als auch ältere Menschen angemessenen Wohnraum. Die Genossenschaft stärkt mit diesem generationsgerechten Angebot die Stadt Vetschau als Anker im ländlichen Raum.“

Karsten Strüver, Vorstandsvorsitzender der VWG Vetschau, freut sich über die Gewohnt gut Auszeichnung: „Der Umbau war ein Leuchtturmprojekt für unsere Genossenschaft. Es sind die ersten Wohnungen mit Aufzug überhaupt, die wir jetzt in unserem Portfolio haben. Wir haben über eine Millionen Euro investiert, und das komplett aus Eigenmitteln. Zudem war es ein großer logistischer Aufwand, die Umbaumaßnahmen in einem bewohnten Objekt durchzuführen. Umso mehr freut es uns, dass das Projekt so gut von den Bewohnerinnen und Bewohnern angenommen wurde und sich der Einsatz gelohnt hat. Die Auszeichnung mit dem Gewohnt-gut Siegel ist eine tolle Bestätigung für unsere Arbeit!“

Das Qualitätssiegel

Das Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“ wird in der Regel sechsmal jährlich vom BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V. vergeben und steht unter der Schirmherrschaft von Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider. Durch die Auszeichnung beispielhafter Projekte soll darauf aufmerksam gemacht werden: Für die Wohnungsunternehmen sind auch Stadterneuerung und Aufwertung zentrale Bestandteile des Stadtumbauprozesses. Über die Preisvergabe entscheidet ein Bewertungsgremium, das neben dem BBU aus Vertretern der Arbeitsgemeinschaft „Städteforum Land Brandenburg“, der Bundestransferstelle Stadtumbau Ost, der Deutschen Kreditbank AG (DKB) sowie dem Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg besteht.

Die Genossenschaft berichtet zum Projekt: Barrierefreies Wohnen in der Innenstadt

Der fünfgeschossige DDR-Typenbau Q6 in der Straße des Friedens war vor allem in den oberen Etagen von Leerstand betroffen, bevor sich die Vetschauer Wohnungsgenossenschaft e.G. (VWG Vetschau) zur Aufzugsnachrüstung und barrierefreier Umgestaltung einzelner Wohnungen entschied. Nach einem Jahr Bauzeit hat sich der Leerstand in den nun insgesamt 46 Wohnungen spürbar verringert.

„Wir haben als Genossenschaft hauptsächlich Plattenbauten im in unserem Bestand. Keines der Gebäude war bis dato mit einem Aufzug ausgestattet. Aber natürlich sind barrierefreie Zugänge besonders bei unseren älteren Mitgliedern gefragt und Wohnungen in den oberen Etagen sind dementsprechend auch am stärksten von Leerstand betroffen“, erläutert Karsten Strüver, Vorstandsvorsitzender der VWG Vetschau den Anstoß zum Projekt.

Barrierefrei und gute Nachbarschaft im Blick

Zwei der fünf Eingänge wurden mit Aufzügen nachgerüstet, wobei das komplette Treppenhaus geöffnet werden musste. Die beiden Aufzüge wurden dann als Fertigteile angeliefert und eingebaut. „Um möglichst viele Wohnungen zu erschließen und gleichzeitig die Betriebskosten begrenzen zu können, haben wir uns für den Einbau eines innen liegenden Laubengangs im dritten Geschoss entschieden“, erklärt Strüver. „So ein Laubengang hat aber auch noch einen dritten Vorteil: er verbessert die Kommunikation im Haus, weil er eine Begegnungszone für Bewohnerinnen und Bewohner ist.“

Die Grundrisse der Wohnungen in den beiden oberen Etagen wurden neu gestaltet, durch Durchbrüche nach oben und Zusammenlegungen hat sich die Gesamtzahl der Wohnungen von 50 auf 46 verringert und es sind drei Maisonettwohnungen entstanden. „Ich denke, hier haben wir eine gute bauliche Lösung gefunden. Die Wohnungen haben interessante Grundrisse und sind auch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr beliebt“, so Strüver. Außerdem wurden drei weitere Wohnungen barrierefrei umgestaltet und sind nun rollstuhlgerecht nach DIN. Damit kann die Genossenschaft nun Wohnungen für alle Generationen im Gebäude anbieten.

Kommunikation ist alles

Die VWG Vetschau hat ihre Bewohner*innen von Anfang an mit in das Projekt einbezogen. „Wir haben sowohl mit Anschreiben als auch mit direkten Besuchen gearbeitet, besonders bei den Bewohnerinnen und Bewohnern, in deren Wohnungen Versorgungsstränge gezogen werden mussten. Natürlich sind solche Baumaßnahmen zunächst einmal eine große Belastung für die Betroffenen, da gilt es, zu informieren, zu erklären und auch Verständnis zu zeigen“, erklärt Strüver. Durch eine gründliche Vorplanung ist es der Genossenschaft dann gelungen, die Öffnung der Treppenhäuser und den Einbau der beiden Aufzüge in nur fünf Werktagen durchzuführen. Nur in dieser Zeit mussten die Bewohner*innen ausziehen, wobei sie auf Ersatzwohnungen der Genossenschaft zurückgreifen konnten. „Nach Abschluss aller Maßnahmen zeigen erste Auswertungen, dass alle Mitglieder das Projekt gut angenommen haben“, so das positive Fazit von Strüver.

Über eine Millionen Euro investiert Die Gesamtkosten für die Umbaumaßnahmen belaufen sich auf ca. 1,1 Millionen Euro, die die Genossenschaft komplett aus Eigenmitteln finanziert hat. Karsten Strüver dazu: „Wenn man nachher noch günstige Mieten anbieten will, ist eine Baumaßnahme in der Größenordnung nie ganz kostendeckend. Es war uns als Unternehmen aber ein großes Anliegen, den Umbau trotzdem für unsere Mitglieder zu ermöglichen.“

Das Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“

Für die soziale Wohnungswirtschaft in Brandenburg sind Stadterneuerung und Aufwertung ihrer Wohnungsbestände die zentralen Bestandteile des Stadtumbauprozesses. Mit Investitionen in den Bestand sowie Verbesserungen bei der Sozial-, Kultur- und Bildungsinfrastruktur sorgen sie dafür, dass Wohnen in Brandenburgs Städten angesichts der vielen Herausforderungen zukunftsfähig ist und bleibt.

Gute Wohnbedingungen und starke Quartiere sind wichtige Bedingungen dafür, dass die Menschen gerne in ihren Heimatregionen und Wirtschaftsunternehmen am Standort verbleiben oder sich neu ansiedeln. Sechs Mal im Jahr zeichnen BBU und MIL deshalb Projekte aus, die diesen Zielen in besonderer Weise gerecht werden. Sie erhalten das Qualitätssiegel „Gewohnt gut – fit für die Zukunft“.

Auszeichnung für beispielhafte Projekte

Das Qualitätssiegel geht an brandenburgische Wohnungsunternehmen, deren Wohnungsbestände in besonderem Maße dem demografischen Wandel und der Sicherung guten und bezahlbaren Wohnraums Rechnung tragen. Das gilt insbesondere für das Wohnen im Alter und mit Behinderung ebenso wie für familiengerechtes Wohnen oder den nachhaltigen Einsatz regenerativer Energien. Im Mittelpunkt stehen dabei die Beiträge zu einer nachhaltigen Stadterneuerung. Nur Projekte, die einem strengen Kriterienkatalog genügen, erhalten die Auszeichnung. Geprüft werden dabei beispielsweise der soziale Nutzen für die Mieter und für die Stadt sowie die Zukunftsfähigkeit der Projekte.

Abriss und Aufwertung: zwei Seiten einer Medaille

Im Mittelpunkt der Stadterneuerung steht die Zukunftsfähigkeit der brandenburgischen Städte. Im Rahmen des Stadtumbaus werden der Abriss dauerhaft nicht mehr benötigten Wohnraums und die Aufwertung der bestehenden Wohnungsbestände daher gleichzeitig vorangetrieben.

Eigeninvestitionen und Landesförderung

Im Rahmen des Stadtumbaus hat das MIL bisher den Abriss von mehr als 63.500 Wohnungen in den Stadtumbaustädten des Landes Brandenburg gefördert, der fast gänzlich von den BBU-Mitgliedsunternehmen geleistet worden ist. Die Leerstandsquote konnte so in den Stadtumbaustädten von über 14 Prozent auf rund acht Prozent abgesenkt werden. Zudem haben die brandenburgischen Wohnungsunternehmen seit 1991 mehr als 16 Milliarden Euro in die Instandsetzung und Modernisierung ihrer Wohnungsbestände investiert. Unterstützt werden diese Beiträge durch öffentliche Förderprogramme des Landes. Seit 2007 hat das MIL die Wohnraumförderung dabei neu ausgerichtet. Es erfolgt eine Konzentration auf die Innenstädte mit dem Schwerpunkt generationsgerechtes Wohnen. Hierfür wurden bisher für fast 9.400 Wohnungen ca. 249 Millionen Euro bewilligt. Davon flossen rund 42 Millionen Euro in die Nachrüstung von Aufzügen. Die soziale Wohnraumförderung ist eng verzahnt mit den Programmen der nationalen Städtebauförderung des Landes und Bundes sowie der EU. Von 1991 bis 2018 flossen in Brandenburger Städte rund 3,4 Milliarden Euro von Bund und Ländern. So trägt das Land dazu bei, dass Modernisierungsinvestitionen der Unternehmen in ihre Wohnungsbestände auch für sozial Schwache sowie für alle Altersgruppen und Lebenslagen bezahlbar bleiben.

 

Pressemitteilung: BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen e.V.