19. April 2024

Backstein: Ein Baustoff erfindet sich neu

Rasterfassaden, perforierte Wände, Reliefierungen, Ornamentik, Ziermauerwerk: Der Backstein reizt seine Möglichkeiten aus

Bremer Landesbank, Caruso St John. © Hélène Binet

Berlin (pm) – Raster und Lochfassaden, perforiertes Mauerwerk, unerschöpflicher Farbenreichtum, Reliefierungen, Ornamentik und Ziermauerwerk: Die gestalterische Vielfalt beim Bauen mit Backstein ist ausgeprägter denn je. Der Baustoff erfindet sich gerade neu. Und verleiht Gebäuden ein ebenso zeitgemäßes wie aufregendes Gewand.

Seit Jahrtausenden bauen die Menschen mit Backstein. In den vergangenen zwei Dekaden aber hat der Stein zu einem völlig neuen Selbstbewusstsein gefunden. Er besinnt sich einerseits auf seine große Tradition, die Architektur wirkt andererseits zukunftsgewandter denn je. Ein Grund: Backstein wird heute wieder sehr viel bewusster eingesetzt. Architekten verleihen ihren Gebäuden mit ihm ganz explizit gestalterische Qualität und Einzigartigkeit. Und das weltweit.

Ästhetische Qualität

Dabei ist prinzipiell erlaubt, was aus ästhetischer und funktionaler Sicht geht. Und was heute alles geht, das war eindrucksvoll beim Fritz-Höger-Preis 2017 für Backstein-Architektur zu sehen: Ein im Stile des Backsteinexpressionismus gehaltener Banken-Neubau in Bremen, ein Wohnhaus im argentinischen Rosario mit auffälligen Fassadendurchbrüchen, die nachts das Haus wie eine Laterne leuchten lassen – nur zwei außergewöhnliche Beispiele architektonischer Qualität, die das gestalterische und ästhetische Potenzial des Baustoffs Backstein dokumentieren. Höchste Handwerkskunst bis ins Detail und einfallsreiche Entwürfe gehen eine fruchtbare Symbiose ein und setzen neue Maßstäbe für zeitgemäßes Bauen.

Ähnlich kreativ gehen die Baumeister mit dem Farbenreichtum heutiger Backsteine um. Das Spektrum reicht von leuchtendem Weiß über kräftiges Orange, Rubinrot, Graphitgrau bis zu samtigem Schwarz – von den zahlreichen Schattierungen und Zwischentönen ganz zu schweigen. Ob ein Backstein besandet oder bestrahlt wird, ob er bedampft oder mit genarbten Walzen bearbeitet wird, entscheidet zudem über seine spezielle Haptik. Nicht zuletzt bestimmen die Formate der Steine, die Fugen und der Mauerverband mit darüber, ob ein Haus rustikal, modern oder expressiv daherkommt.

Besinnung auf das Material

Ist also die Experimentierfreude beim Bauen mit Backstein heute ausgeprägter denn je? „Es gibt ein starkes Besinnen auf das Material, es wird heute viel bewusster eingesetzt. Und es gibt eine große Freude, mit dem Backstein zeitgemäß umzugehen“ sagt der Präsident des Bunds Deutscher Architekten, Heiner Farwick. Er konstatiert zwar eine Lust am Experiment unter den Architekten, allerdings nicht um des Experimentierens willen, sondern um das Potenzial des Backsteins in seiner zeitgemäßen Interpretation zu nutzen. Gerade bei der Detailausbildung herrsche aktuell eine sehr hohe Qualität, sagt Farwick.

Leuchttürme der Baukultur

Haptik, Robustheit, Ausdruckskraft: Schon die Großmeister der Moderne schufen mit Backstein Ikonen der Avantgarde. Und auch heute wird mit dem Baustoff maßgebende Architektur der Gegenwart errichtet. Backsteingebäude zählen erneut zu den Leuchttürmen der Baukultur. Damals wie heute aber gilt: Wichtig ist nicht nur der Baustoff, sondern ebenso dessen kluger Einsatz. „Architektur beginnt, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden“, sagte Mies van der Rohe einst. Richtig interessant wird es, wenn man fähigen Architekten noch ein paar Steine mehr an die Hand gibt.

Pressemitteilung: Zweischalige Wand – Bauen mit Backstein